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Krebsdrama "Schwesterlein": Mit Lars Eidinger und Nina Hoss

Sie gehören zu den besten Schauspielern Deutschlands. In einem neuen Film spielen Lars Eidinger und Nina Hoss ein Zwillingspaar. Einer von beiden erkrankt an Krebs.

Von Julia Kilian, dpa 26.10.2020, 06:22

Berlin (dpa) - Manchmal ist schon die Entstehungsgeschichte eines Films ganz interessant. Es ist ein paar Jahre her, als zwei Schweizer Regisseurinnen auf der Berlinale unterwegs waren.

In einem Geschäft hätten sie die deutsche Schauspielerin Nina Hoss getroffen - "dann haben wir sie angesprochen", erzählt Stéphanie Chuat. Mit ihrer Kollegin Véronique Reymond hat sie den Film "Schwesterlein" entwickelt. Nina Hoss und Lars Eidinger haben dann die Hauptrollen übernommen. Die beiden kennen sich, auch von ihrer Arbeit an der Berliner Schaubühne. Genau dieses Theater ist nun auch einer der Drehorte.

"Schwesterlein" erzählt von einem Geschwisterpaar. Die Zwillinge Lisa und Sven sind Theatermenschen. Sie ist Autorin, er Schauspieler. Dann erkrankt Sven an Krebs. Der Film erzählt vom Kampf gegen die Krankheit, von Geschwisterliebe. Und davon, wie es sich anfühlt, als Künstler seine Bestimmung zu verlieren.

Denn Sven will unbedingt wieder auf die Bühne, schafft es aber kaum. Und Lisa kann nicht mehr schreiben. Sie habe "keine Lust mehr auf diese Geschichten von Paaren, die sich auf die Nerven gehen". "Die sich zerfetzen und ihre Sexualität erkunden, um ihrer Langeweile zu entkommen." Eigentlich ist es die Diagnose, die sie lähmt.

Eidinger spielt den kranken Schauspieler mal zerbrechlich, mal exzentrisch, oft verzweifelt. Der Film blickt aber auch viel auf Lisa, auf ihre Ehe und ihr Leben in der Schweiz. Natürlich schaut man den beiden Schauspielern Hoss und Eidinger gerne zu.

Auch die Einblicke in die Theaterwelt sind interessant. Wenn Eidinger sonst in der Berliner Schaubühne den "Hamlet" spielt, sind die Vorstellungen in Minuten ausverkauft. Jetzt darf auch Intendant Thomas Ostermeier im Film rauchend ein paar Sätze sagen.

Trotzdem bleibt der Film ein bisschen wohl-situiert-steril. Mit vielen Problemen, die andere Menschen in der Situation hätten, müssen sich die beiden nicht rumschlagen. Wohltuend ist da die Figur der Mutter (gespielt von Marthe Keller). Die faucht ihren Sohn irgendwann an: "Guck doch mal, wie du aussiehst. Da kriegt man ja Angst."

Der Film spielt zwischen Theaterszene und Eliteschule; im Hintergrund läuft Musik des Komponisten Johannes Brahms. Man muss diese Welt interessant finden, um mit dem Film etwas anfangen zu können. Das Drama lief auch im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale, nun kommt es in die deutschen Kinos.

Schwesterlein, Schweiz 2020, 99 Min., FSK ab 12, von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond, mit Nina Hoss, Lars Eidinger, Marthe Keller, Thomas Ostermeier

© dpa-infocom, dpa:201022-99-36564/4

Schwesterlein