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US-Thriller Dark Places: Kampf gegen ein Kindheitstrauma

Eine Bluttat, und die Toten wie auch der Mörder kommen aus dem Kreis der Familie - die Überlebende ist auch knapp drei Jahrzehnte später noch vollkommen neben der Spur. Mit Charlize Theron.

Von Wolf von Dewitz, dpa 04.12.2015, 10:28

Stuttgart (dpa) - Das Trauma ihrer Kindheit wird sie nicht los. Acht Jahre war Libby Day alt, als ihre Familie vor ihren Augen grausam ermordet wurde - seither ist ihre Erinnerung daran und letztlich ihr Leben insgesamt überlagert von dunklen Orten, Dark Places, wie der US-Thriller mit Charlize Theron in der Hauptrolle heißt.

Knapp 30 Jahre später irrt sie noch immer durch's Leben wie eine Gestrandete, die den Schiffbruch nie verkraftet hat. Dann jedoch muss sie sich den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen - der Mord an ihrer Mutter und den beiden Schwestern soll doch noch lückenlos aufgeklärt und Zweifel an bisherigen Erkenntnissen beseitigt werden.

Hauptdarstellerin Theron (40) wurde in der Glamourwelt als Model bekannt, in ihren frühen filmischen Gehversuchen war sie eher schmuckes Beiwerk als Charakterdarstellerin, etwa in der Herzschmerz-Schmonzette Gottes Werk und Teufels Beitrag. Danach gewann sie an cineastischer Kontur. In Monster spielte sie eine Prostituierte, die zur Mörderin wird. Eine furiose Rolle, die ihr den Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte.

Wie in Monster trotzt Theron auch in Dark Places eher schlecht als recht den Widrigkeiten des Lebens, als Außenseiter sind beide Leinwand-Figuren gezeichnet von schlimmen Erlebnissen der Vergangenheit. Wer in dem neuen Werk nun eine ähnliche schauspielerische Gala erwartet, wird aber herb enttäuscht - Dark Places bietet weder realistische Einblicke in das Leben von Verlierertypen noch entfaltet es einen packenden Drama-Sog.

Zu unausgegoren und artifiziell wirkt die Story, die sich insgesamt fernab jeglicher Glaubwürdigkeit bewegt. So bezahlt eine Gruppe von Freizeit-Detektiven namens Kill Club Hauptfigur Libby Day, damit sie Nachforschungen zum Mord an ihrer Familie anstellt. Einer Partyorgie fehlt der Wille zur Surrealität - fast schon sklavisch halten sich die Filmemacher an der selbst gesetzten Vorgabe fest, die Szenen sollten möglichst authentisch wirken. Libby Day wandelt staunenden Blickes durch die Handlung - ihre Figur will nicht an Tiefe gewinnen, so lange der Film auch dauert. Das Leinwandwerk basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautorin Gillian Flynn, die schon bessere Verfilmungen gesehen haben dürfte, etwa Gone Girl.

Was Theron in Monster mit krasser Gesichtsmaske noch gelang - die Verwandlung in eine vom Leben gezeichnete Verliererin - wirkt in Dark Places aufgesetzt und artifiziell. Sie tritt als Gammlerin in verlotterten Klamotten auf, ist aber perfekt geschminkt wie vor einem Premierengang über den roten Teppich. Den Loser-Typen nimmt man ihr nicht ab. Immerhin: Ein paar überraschende Schlenker in der Handlung gibt es, wenngleich die so krude sind, dass man keine Gedanken verschwenden sollte an den Realitätsbezug der angeblich so authentischen Story.

Dark Places - Gefährliche Erinnerung, USA 2015, FSK ab 12, 113 Min., von Gilles Paquet-Brenner, mit Charlize Theron, Nicholas Hoult, Corey Stoll

Dark Places - Gefährliche Erinnerung