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65. Geburtstag Isabella Rossellini ist ihren eigenen Weg gegangen

Trotz berühmter Eltern hat sich Isabella Rossellini ihren eigenen Platz in Hollywood gesichert. In ihrem Leben spielen auch Insekten eine übergeordnete Rolle.

Von Annette Reuther, dpa 17.06.2017, 05:00

Rom (dpa) - Heute würden Familien vermutlich Kinderpsychologen engagieren. Doch Isabella Rossellini wirkt nicht wie jemand, der einen Schaden aus der Kindheit davon getragen hat. Und das, obwohl ihre Eltern so berühmt waren, dass es nur schwer sein konnte, sich aus ihrem Schatten herauszubewegen.

Rossellini kam in Rom zur Welt, ihre Mutter war die Filmikone Ingrid Bergman ("Casablanca"), ihr Vater der italienische Starregisseur Roberto Rossellini.

"Der Anfang war schwierig", wie sie sich in einem Interview erinnerte. "Die Medien verglichen mich mit meiner Mutter Ingrid Bergman, und deren Fußstapfen waren ziemlich groß. Deshalb glaubte ich, die Schauspielerei würde ein zu harter Weg für mich, und arbeitete jahrelang nur als Model." Zunächst ging sie auf die Modeschule in Rom, die sie mit einer Arbeit über die Geschichte der Unterwäsche abschloss.

Lange arbeitete sie für den französischen Kosmetikkonzern Lancôme, der ihren Vertrag schließlich nicht verlängerte, weil sie "zu alt" sei. "Reife Frauen waren in Mode und Werbung nicht vertreten, so wurde ich einfach ausgetauscht", sagte Rossellini einmal und sprach von "Altersrassismus".

In Hollywood erarbeitete sie sich derweil unabhängig vom Ruhm ihrer Eltern als vielseitige Charakterschauspielerin einen Ruf. Bei einem Essen lernte sie in den 80er Jahren den Regisseur David Lynch kennen, der sie für den Psychothriller "Blue Velvet" engagierte und mit dem sie später auch "Wild at Heart - Die Geschichte von Sailor und Lulu" drehte. Aus der Arbeit am Set wurde eine Beziehung, die "größte Liebe meines Lebens" nannte Rossellini Lynch später. "Und ich glaubte, er würde mich ebenso sehr lieben, aber offensichtlich war das ein Irrtum."

Und so scheiterte die Beziehung genauso wie die Ehe mit dem großen Filmemacher Martin Scorsese ("Taxi Driver"). Diese hatte etwa vier Jahre gehalten und Rossellini später vermuten lassen, er habe sie wegen ihrer berühmten Eltern geheiratet. Was ihr im Leben immer wichtig war neben der Karriere: die Erziehung ihrer Kinder, Tochter Elettra und der 1994 adoptierte Roberto.

Rossellini selbst wuchs mit Kindermädchen und einer großen Patchwork-Familie auf. "Meine Eltern hatten beide wieder neu geheiratet. Mein Vater lebte mit seiner Frau und zwei weiteren Kindern in Rom, meine Mutter mit ihrem dritten Mann in Paris", erzählte sie in einem Interview. "Wir drei Kinder waren in einem eigenen Apartment in Rom untergebracht, mit Kinderfrau. Aber mein Vater wohnte auf der anderen Straßenseite, und meine Mutter kam jeden Monat für zehn Tage zu Besuch." Trotz der ungewöhnlichen Konstellation spricht sie in Interviews von einer "glücklichen Familie". Heute lebt sie hauptsächlich in den USA und besitzt die amerikanische und italienische Staatsbürgerschaft.

Dass Rossellini Humor hat, bewies sie nicht zuletzt in ihrer Kurzfilm-Serie und ihrem Regie-Debüt "Green Porno". In acht Episoden beleuchtet sie darin auf skurrile Weise das Sexualleben von Tieren wie Regenwürmern, Libellen und Bienen. Wobei sie selbst etwa eine Schnecke, ein Spinnenmännchen oder eine Biene spielt, die ihren Penis beim Liebesspiel verliert. 2011 leitete sie die Berlinale-Jury.

Mittlerweile ist Rossellini auch wieder zu Lancôme zurückgekehrt. Sie soll als "Spokesmodel" und "Muse" das "Geheimnis ihres Glücks" teilen. Und das wäre? "Heute erfüllt es mich (...) mit größter Freude, eine Möhre aus dem Boden meiner Farm zu ziehen", sagte sie. Am Sonntag (18. Juni) wird Rossellini 65 Jahre alt.

Rossellini als Biene in Green Porno