Komponist wird zum 200. Geburtstag mit Ausstellungen, Opern, Vorträgen und Festen geehrt 2013 steht im Zeichen von Richard Wagner
Die Kulturwelt feiert den 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner 2013 mit Konzerten, Ausstellungen und einer Bücherschwemme. Doch ausgerechnet die Wagner-Festspielstadt Bayreuth präsentiert sich im Jubiläumsjahr als Baustelle.
Leipzig/Bayreuth (epd/gw) l Richard Wagner (1813-1883) ist 2013 allgegenwärtig. Im jüngst angelaufenen Film "Ludwig II." über den wagnerversessenen Bayernkönig brilliert Edgar Selge in der Rolle des Komponisten, der zeitlebens zwischen Bohème und biederer Bürgerlichkeit schwankte. Opernhäuser in aller Welt zeigen zum Jubiläum den "Ring". Dabei glänzt vor allem Achim Freyers Mannheimer Inszenierung, die am 22. März mit der "Götterdämmerung" endet. In Italien gab es schon Streit, weil die Mailänder Scala ihre Konzertsaison mit Wagner begann und nicht mit Verdi, der ebenfalls 1813 geboren wurde.
Zahlreiche Ausstellungen bringen dem Publikum 2013 Werk und Wirkung des Künstlers nahe. "Liebe ohne Glauben" ist eine Schau betitelt, die im Sommer in Bayreuth Thomas Manns Wagnerdeutung zeigt. Noch bis zum 17. Februar beziehen internationale Künstler in Berlin mit Installationen, Texten und Videos Stellung zu Wagner. Beteiligt am Projekt "Wagner 2013" der Akademie der Künste ist neben den Regisseuren Jürgen Flimm, Peter Konwitschny und Hans Neuenfels auch der Konzeptkünstler Jonathan Meese, der 2016 in Bayreuth "Parsifal" inszenieren wird.
In Leipzig, wo Richard Wagner am 22. Mai 1813 zur Welt kam, sind rund um den Geburtstag Opern, Vorträge und Feste geplant. Gereicht wird auch eine "Wagner-Brühe". In der Nähe des Geburtshauses soll das lange geplante Wagnerdenkmal von Stephan Balkenhol enthüllt werden.
Das Weimarer Kunstfest, das am 23. August beginnt, steht unter dem Motto "Wagner-Idyll". Es wird letztmals von Wagners Urenkelin Nike geleitet, die in der Vergangenheit immer wieder mit Querschüssen gegen die Bayreuther Festspielleitung mit ihren Cousinen Katharina und Eva Schlagzeilen machte.
Am Theater Magdeburg wird "Tristan und Isolde" inszeniert
In Magdeburg steht in der aktuellen Spielzeit eine Wagner-Oper auf dem Programm. Stephen Lawless, dem Publikum noch von den Aufführungen "La Traviata" in Erinnerung, inzeniert "Tristan und Isolde". Premiere wird am 11. Mai sein. Die Oper Halle zeigt den kompletten Zyklus "Der Ring des Nibelungen": Am 3. März "Das Rheingold", am 5. März "Die Walküre", am 7. März Siegfried und am 9. März "Götterdämmerung".
Der Buchmarkt quillt mit Wagnerveröffentlichungen über. Neue Biografien sind ebenso angekündigt wie Bücher zu seinem Antisemitismus, zum "Mythos Wagner" oder zur politischen Geschichte des Bayreuther Festivals. Bereits erschienen ist ein "Wagner-Handbuch", in dem Herausgeber Laurenz Lütteken Beiträge zu Lebenswelten, Werk, zeitgeschichtlichem Umfeld und Nachwirkung des Komponisten versammelt. Und die Uni Würzburg will in den nächsten Jahren sämtliche Wagnerschriften neu herausgeben.
Kopfschütteln löst unterdessen die Situation in Bayreuth selbst aus, wo Wagner 1876 die Festspiele gründete. In der Villa Wahnfried, seinem Wohnhaus, sollte längst ein neues Museum entstanden sein. Doch das Projekt verzögerte sich, die Geburtstagsgäste werden nur auf eine Baustelle blicken können. Am Festspielhaus selbst bröckelt die Fassade, das Theater ist eingerüstet. Der Sanierungsbedarf wird auf knapp 50 Millionen Euro beziffert. Wer das zahlt, ist offen. Die "Ring"-Inszenierung im Sommer durch Frank Castorf ist dem Vernehmen nach dennoch nicht gefährdet.