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Der Nussknacker Angriff des Mäusekönigs

Volles Haus im Nordharzer Städtebundtheater am Sonnabend zur Premiere der Ballett-Collage von Can Arslan - mit Musik von der CD.

Von Hans Walter 22.11.2015, 23:01

Halberstadt l Auffallend besonders die Sorgfalt, mit der Arslan mit dem Kinderballett arbeitete, das als Lebkuchensoldaten und gierige Mäuse in die Schlacht zog. Präzise in der Gruppe, humorvoll im Gesamteindruck. Der neue Ballettchef mit großer internationaler Erfahrung hatte zu Spielzeitbeginn die Nachfolge des verstorbenen Jaroslaw Jurasz angetreten, des großartigen Finders und Entdeckers bewegender Geschichten.

Arslan beschränkt sich auf den Schluss der irrwitzig weit gespannten Geschichte vom „Nussknacker und Mausekönig“ von E. T. A. Hoffmann, dem „Gespenster-Hoffmann“. Der geheimnisvolle Mechanikus Drosselmeyer (Vinicius Augusto Menezes da Silva) schenkt seinem Patenkind Clara (Shainez Atigui) zum Weihnachtsfest einen Nussknacker. Nachts, als alle schlafen, spielt sie im Weihnachtszimmer noch ein wenig mit ihrem Geschenk.

Der Hölzerne erwacht zum Leben und kämpft an der Spitze der Pfefferkuchensoldaten gegen das Heer des grauslig kostümierten Mäusekönigs (Jaume Bonnin). Als die fressgierigen Mäuse die Oberhand zu gewinnen drohen, greift Clara ein, um dem Nussknacker (Alexandre Delamare) zum Sieg zu verhelfen. Der verwandelt sich sofort in einen lebenden, höchst sympathischen Menschen und bringt seine Freundin in das Reich der Süßigkeiten.

Ihnen zu Ehren entfaltet sich nach der Pause eine dekorative Revue farbenprächtiger Kostüme und kunstvoller Soli und Pas de deux, immer wieder unterbrochen von Szenenbeifall. Sie entführen die Protagonisten in die Welt. Das nur achtköpfige Ballettensemble zeigt im spanischen, chinesischen und russischen Tanz seine große tänzerische Vielfalt und Wandlungsfähigkeit, an der Spitze die Prinzessin (Masami Fukushima) und der Prinz (Jaume Bonnin). Eine wahre Augenweide!

Andrea Kaempf schuf für die Ausstattung ein heimeliges Biedermeier-Weihnachtszimmer, fantasievolle Bekleidungen und für den Mechanikus Drosselmeyer funktionale Handpuppen. Schön auch das Ausmal-Programmheft, gestaltet von Gabi Altevers.

Das Publikum – darunter zahlreiche Eltern, Großeltern und Geschwister der acht Mädchen des Kinderballetts – war glücklich und spendete acht Minuten langen Schlussapplaus. 19 weitere Vorstellungen folgen bis Ende Januar, darunter Gastspiele in fünf deutschen Bundesländern – in Heiligenstadt, Herford, Neuburg an der Donau, Rathenow und Salzwedel. Das kleine Ballett des Harztheaters hat eben große, weitreichende Ausstrahlung!

Die nächsten Vorstellungen: 24. 11. Quedlinburg, 1. 12. Halberstadt, 3. 12. Quedlinburg; Beginn jeweils um 10 Uhr