"Thelma und Louise" am Theater der Altmark Stendal Amüsantes Stück mit zwei sehenswerten Darstellerinnen
Das Schauspiel "Thelma und Louise" hat am Sonntag im Theater der Altmark Premiere gefeiert. Sabine Kuhnert hatte die Bühnenfassung geschrieben und selbst inszeniert. Mit Erfolg!
Von Birgit Tyllack
Stendal. Als der Kinofilm "Thelma und Louise" Anfang der 90er Jahre auf den Markt kam, war er eine kleine Sensation. Ein Roadmovie über zwei Frauen, die aus ihrem Alltag ausbrechen, zu sich selbst finden und straffällig werden (wohlgemerkt: mit den Sympathien der Zuschauer auf ihrer Seite) – das hatte es bislang nicht gegeben.
Thelma Dickinson ist Hausfrau, verheiratet mit einem Macho-Tyrannen. Ihre Freundin Louise Sawyer ist Kellnerin und in einer Beziehung mit dem Musiker Jimmy. Thelma wirkt ein wenig treu-doof und unentschlossen, Louise selbstsicher und unabhängig. Das Leben von Thelma ist ganz offensichtlich nicht erstrebenswert, aber auch Louise muss zugeben, dass sie beruflich in einem Hamsterrad und privat in einer Sackgasse steckt: Jimmy ist ständig unterwegs und nicht erreichbar, die Arbeit als Bedienung nervt ...
Kurzerhand beschließen die beiden, mit einem flotten Cabrio ihrem bisherigen Dasein zumindest für eine Weile zu entfliehen. Die Fahrt entwickelt sich zeitig zu einem Höllentrip: beim ersten Stopp erschießt Louise einen Mann, der ihre Freundin vergewaltigen will. Sie fliehen. Louise schafft es, an ihr Erspartes zu gelangen, doch dieses Geld ist bald darauf mit dem attraktiven Anhalter J.D. über alle Berge. Da sie nun mittellos dastehen, sieht sich Thelma genötigt, einen Raubüberfall zu begehen. Als sie wegen zu hoher Geschwindigkeit von einem Polizisten angehalten werden, sperren die beiden ihn kurzerhand in den Kofferraum. Die Schlinge um ihren Hals zieht sich immer enger. Nachdem sie einen Truck in die Luft gesprengt haben, weil der Fahrer sie zum wiederholten Mal mit Obszönitäten belästigt hat, ist es für die Polizei ein Leichtes, sie zu finden und zu stellen. Doch Thelma und Louise ziehen den Tod einer Verhaftung vor.
Ein Roadmovie auf einer relativ kleinen Bühne? Sabine Kuhnert hat einen Trick angewandt: Louise hat einen Zufluchtsort für sich und ihre Freundin gefunden. In diesem gemieteten Raum, diesem "geheimen Garten" können sie machen, was sie wollen: "Hier ist anders". Um eine kleine "Realitäts-Auszeit" zu nehmen, konsumieren die beiden Frauen obskure Pilze. Der Trip auf der Straße der Imagination beginnt ...
Susanne Kreckel (Thelma) und Angelika Hofstetter (Louise) sind hinreißend. Es ist eine wahre Freude, sie auf der mit Krimskram vollgestopften Bühne (Ausstattung: Sofia Mazzoni) agieren zu sehen. Die beiden Schauspielerinnen harmonieren wunderbar miteinander. Alle Register werden gezogen: sie sind lebenslustig und melancholisch, chaotisch und planend, kindisch und abgebrüht, schüchtern und selbstbewusst ...
"Thelma und Louise" ist unter der Feder und Regie von Sabine Kuhnert ein sehr amüsantes Stück für zwei Schauspielerinnen geworden. Es gibt jedoch zwei Wermutstropfen. Zum einen sind manche Szenen zu langatmig. So gern der Zuschauer zum Beispiel den beiden beim "Abrocken" zusieht – irgendwann wird der Spannungsbogen leider unterbrochen. Zum anderen ist die Lautstärke der eingespielten Musik manchmal zu hoch. Der Text der beiden Frauen geht unter. Doch das sind kleine Mängel, die dem Ganzen keinen Abbruch leisten. Ein tolles Stück und zwei sehenswerte Darstellerinnen!