Stendals Theaterintendant Dirk Löschner inszeniert Shakespeares "Macbeth" in der Klosterruine Arendsee An den Mächtigen wird kein gutes Haar gelassen
Stendal l Zweite Premiere für "Macbeth" am Freitagabend in der Klosterruine von Arendsee. Die Inszenierung von Dirk Löschner, dem scheidenden Intendanten des Theaters der Altmark, lief bereits erfolgreich auf der großen Bühne in Stendal. Trotz nur kleiner Kürzungen und einer Umbesetzung wirkt die Open-Air-Version erstaunlich anders.
Das liegt natürlich auch an der Spielstätte. Die Klosterruine in Arendsee bietet eine traumhafte Kulisse: Hinter roten Backsteinmauerresten liegt blau der See, die Zuschauer sitzen unter riesigen, alten Bäumen, Amseln zwitschern ihr Abendlied.
Inmitten dieser Schönheit der Natur wird dem Publikum das hässliche Gesicht des menschlichen Machtstrebens gezeigt: Macbeth (André Vetters) und seine Ehefrau (Claudia Lüftenegger) töten Duncan, den König von Schottland (Andreas Rüdiger). Auslöser für diesen Meuchelmord ist eine Prophezeiung, die drei Hexen machen, indem sie Macbeth als zukünftigen König begrüßen.
Kleine Pausen, in denen aufgeatmet werden kann
Schon lange streben die Macbeths nach dem Thron, nun sehen sie die Weissagung als Aufruf zum Handeln. Eine Spirale der Gewalt setzt ein: Viel Blut wird vergossen, denn der neue König Macbeth wittert überall Gefahr: "Und wieder greift in meine Krone jeder Wind über Schottland." Sogar seinen alten Weggefährten Banquo (Mathias Kusche) lässt er töten. Wurde er seinerzeit nicht von den Hexen mit den Worten "Könige zeugst du und bist selber keiner" begrüßt? Das Königreich verfällt in ein Chaos aus Willkür und Terror. Am Ende steht Macbeth allein da und eine weitere Prophezeiung der Hexen erfüllt sich, - anders als gedacht. Löschner hat sich für Macbeth nach Heiner Müller entschieden. Diese Version ist in etlichen Punkten anders als das Shakespearsche Original. Müller ist schonungsloser in seinem Urteil: Kein gutes Haar lässt er an den Mächtigen, die einfachen Leute werden sämtlich misshandelt und getötet. So muss eben auch der lustige Pförtner (ebenfalls Andreas Rüdiger) vom Leben zum Tode befördert werden. Regisseur Löschner beschert dem Publikum trotzdem kleine Pausen, in denen aufgeatmet und gelacht werden kann.
Fazit: Eine spannende und gelungene Darbietung, in der alle Mitwirkenden überzeugen. Von den Hauptdarstellern bis hin zu den Laiendarstellern.
Nächste Aufführungen: 5., 6., 7., 8. Juli, jeweils 20 Uhr