Aliens und Astronautengänse Ausstellung kreist um den Mond
Für die einen verkörpert er romantische Sehnsüchte, für die anderen schlechten Schlaf: Der Mond beeindruckt Menschen seit Jahrtausenden. In Oberschwaben dreht sich eine Ausstellung um den Erdtrabanten.
Burgrieden (dpa) - Jahrelang hat er sich mit dem Mond beschäftigt, aber so wirklich besuchen will Volker Paasch ihn nicht, den grau scheinenden, staubigen Himmelskörper mit seinen zigtausend Kratern. "Das ist ja absolut lebensfeindlich dort", sagt der Holzwirt.
Er hat auf der Schwäbischen Alb mit Hilfe von NASA-Bildern das "genaueste Mondmodell der Welt" gebaut: Durchmesser 3,5 Meter, Maßstab eins zu einer Million. Paasch blickt auf seine Reliefkugel aus Carbon, noch der kleinste Krater ist darauf zu erkennen. Auch wenn ihn das Astronautenleben nicht reizt, ist er fasziniert vom Erdtrabanten. "Der Mond stabilisiert die Erde."
Das riesige Mondmodell wird nun in einer Ausstellung in Oberschwaben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - neben vielen anderen Kunstwerken über und rund um den Erdtrabanten. Zeitlich passend zum Super-Vollmond vor nur wenigen Tagen präsentiert das Museum Villa Rot in Burgrieden (Baden-Württemberg) die Schau "Nun scheint in vollem Glanze - Der Mond in der Kunst". "Es gibt ganz viel Kunst zum Mond, aber es wurde noch nicht so viel behandelt", sagt Museumsleiterin Stefanie Dathe.
Das Museum provoziert gerne mit außergewöhnlichen Ausstellungen. Vergangenes Jahr drehte sich alles um Duft und Fleisch in der Kunst - nicht zwangsläufig appetitlich. Nun geht es um Naturwissenschaft wie um Mystik, um den Urknall und um UFOs. "Der Mond hat was Magisches", sagt Dathe. "Und ohne Mond wären wir nicht hier." Die Ausstellung behandelt den ersten Blick durch das Teleskop auf den Mond durch Galileo Galilei ebenso wie das romantische Weltverständnis des 19. Jahrhunderts - der Mond war damals Sinnbild für Melancholie und Sehnsucht. Die Landung von Neil Armstrong 1969 wird thematisiert und Verschwörungstheorien darüber werden auf die Schippe genommen.
Raumzeitflieger gebaut aus Toastern, Radkappen und Zittersaiten blinken für den Betrachter. Ein handkolorierter Stummfilm aus Frankreich - ja, auch Filme können koloriert werden - aus dem Jahr 1902 erzählt von einer abenteuerlicher Mondreise. Die Schweizerin Zilla Leutenegger inszeniert ein Schlafzimmer, in der eine Frau auf dem Bett sitzt und aus dem Fenster schaut, um - was auch sonst - den Vollmond zu betrachten. Sehen kann man sie nur, wenn ein vorbeihuschender Lichtschein ihre Silhouette an die hölzerne Wand des Zimmers wirft. Mit der Video-Installation "Vollmond" erinnert Leutenegger auch an schlaflose Zustände.
Wer zwischendurch hingegen etwas schläfrig wird, kann sich auf einen Teppich zu indischer Mantra-Musik auf den Boden legen. An der Decke sieht der Besucher einen verschneiten Weltraum-Parkplatz, die Video-Installation "Gastspiel 2" des Karlsruher Künstlers Oleg Kauz. Die Oberfläche bewegt sich hin und her, Fahrzeuge schweben vorbei. Der Betrachter fühlt sich, als ob er über dem Parkplatz schwebt.
Und wer sich schon auf den weihnachtlichen Gänsebraten freut, sollte sich noch den skurrilen Dokumentar-Film "Moon Goose Colony" von Agnes Meyer-Brandis zu Gemüte führen. Für die Künstlerin sind die Vögel weniger für den Ofen als vielmehr für die Reise zum Mond prädestiniert. Als Gänsemutter zieht sie elf Mondgänse groß, gibt ihnen Astronauten-Namen wie "Buzz" und "Neil". Sie trainiert mit den Tieren das Fliegen in V-Formation und die Schwerelosigkeit in einem Teich. "Sie macht aus ihnen Astronauten", sagt Dathe.
Die Gänse-Show ist wissenschaftlich-seriös gehalten und wirkt dadurch umso witziger. Die Idee geht zurück auf ein Buch von Francis Goodwin aus dem Jahr 1629. Dort fliegt der Ich-Erzähler mit einem von Gänsen gezogenen Apparat von Teneriffa zum Mond.
Die Ausstellung "Nun scheint in vollem Glanze" läuft bis zum 26. Februar 2017.