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Animationsfilm "Ballerina": Ein Mädchen tanzt aus der Reihe

Ein Animationsfilm, der nicht aus der Disney-Pixar-Schmiede kommt - wie der wohl ist? Die französisch-kanadische Koproduktion "Ballerina" überrascht.

Von Wolfgang Marx, dpa 09.01.2017, 17:15

Berlin (dpa) - Ein Waisenhaus im 19. Jahrhundert. Oliver Twist? Nein, das Schicksal der kleinen Félicie ist Gott sei Dank nicht so hart wie das des Charles-Dickens-Helden. Sie muss sich nicht durch ein finsteres und bedrohliches London quälen, sie darf in dem Animationsfilm "Ballerina" durch ein lichtes und wunderschönes Paris tanzen.

Félicie hat einen Traum: Das zwölfjährige Waisenmädchen will Balletttänzerin an der Oper in Paris werden. Keine Frage, Félicie ist äußerst begabt, sie tanzt auf Bänken, Tischen und sogar Hausdächern, ihre Füßchen scheinen niemals still zu stehen. Aber eine Ballerina ist sie damit natürlich noch lange nicht.

Deswegen aufgeben? Daran denkt das kecke und aufgeweckte Mädchen nicht. Félicie nimmt ihr Schicksal in die eigenen Hände, trotzt aller Widerstände und arbeitet hart daran, ihren Traum zu leben. Und dafür tanzt sie auch immer wieder aus der Reihe...

Sie ist aber nicht die Einzige, die sich aus dem Waisenhaus träumt. Félicies bester Freund heißt Victor, ein leicht tollpatschiger, aber wahnsinnig liebenswerter Bursche, der ständig an etwas herumbastelt und der ein großer Erfinder werden möchte.

Der Plan ist gefasst: Nach einer abenteuerlichen und atemberaubenden Flucht aus dem Waisenhaus landen die beiden Ausreißer tatsächlich in Paris - Stadt, der Lichter; Stadt, der Träume und der Hoffnungen. Und dieses Paris der Belle Époque ist mit so viel Liebe fürs Detail und so unvergleichlich schön in Szene gesetzt, dass man "Ballerina" von den Regisseuren Eric Summer und Éric Warin allein schon dafür lieben muss.

Es ist eine Metropole im Werden, die beginnt, ihren ganzen Zauber und ihre Magie zu entfalten: Vom Eiffelturm steht vorerst nur das Sockelgeschoss und in einem Hinterhof nimmt die Freiheitsstatue Gestalt an. Natürlich sind die beiden Monumente wichtiger Schauplatz rasanter Action und Verfolgungsjagden, die neben aller warmherziger Anmut auch zu finden sind.

Ein ganz besonderer Genuss aber sind die perfekt choreographierten Tanzszenen, für die die Oper in Paris den festlichen Rahmen bildet, und die nicht nur kleine Ballettratten zwischen sechs und 14 Jahren begeistern dürften. Pirouetten und Grand Jeté - "Ballerina" macht Lust auf Ballett.

Und Félicie? Sie schafft es tatsächlich an das Opernhaus und ergattert mit viel Selbstbewusstsein (und nicht ganz legal) einen der ganz raren Ausbildungsplätze. Die Konkurrenz ist zwar hart und manchmal durchaus fies. Aber im Schnelldurchlauf - ach, wenn es doch immer so einfach wäre - wird aus der begabten Tänzerin eine echte Ballerina. Der kleine Victor, der heimlich in Félicie verliebt ist, geht in diesem zauberhaften Märchen ebenfalls seinen Weg.

Abenteuer und Gefühl, Action und Kunst, Humor und Herz, Freundschaft und Dramatik - "Ballerina" hat alles für einen familienfreundlichen Film, in dem die böse Hexe ihre Strafe bekommt und das Aschenputtel sein Glück findet. Hinter Hollywood muss sich die französisch-kanadische Koproduktion, bei der auch die Macher der Hit-Komödie "Ziemlich beste Freunde" beteiligt sind, wirklich nicht verstecken.

Ballerina