Beatles-Doku: Eight Days A Week - The Touring Years
Sie lösten die größte Fan-Hysterie der Popgeschichte aus - und wollten doch eigentlich nur Musik machen. Die Kino-Dokumentation The Beatles: Eight Days A Week - The Touring Years zeigt den schnellen Aufstieg der Band und ihr Ende.
München (dpa) - Nicht einmal zehn Jahre brauchen die Beatles, um Geschichte zu schreiben. Schon mit ihrer ersten Schallplatte 1963 versetzen sie die Fans in Ekstase. Die sehenswerte Dokumentation The Beatles: Eight Days A Week - The Touring Years von Ron Howard begleitet die Entwicklung der Band.
Sie schildert die vier Tournee-Jahre der Gruppe aus Liverpool, blickt zurück auf die Anfänge in Hamburg und zeigt, wie die eigene Popularität das Ende der Band einläutete. Im August 1966 spielen die Beatles in San Francisco ihr letztes offizielles Konzert. Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr treten vor 25 000 völlig hysterischen Fans auf. Das Kreischen der Verehrerinnen ist so laut, dass die Band ihre eigenen Songs nicht mehr hören kann. Der Traum von der Musikkarriere ist für das Quartett zum Albtraum geworden.
Ein Beatles-Konzert war eine Freakshow, sagt George Harrison in der Dokumentation mit Blick auf die Hysterie der Fans. Sie hätten sich als die Beatles zusammen getan, um Musik zu machen. Aber nicht, um in diesem Zirkus zu sein. Von Juni 1962 bis August 1966 ist die Band nonstop auf Tour, quasi acht Tage die Woche. 815 Konzerte in 15 Ländern. Die Nachwuchsmusiker aus Liverpool sind zur einflussreichsten Band der Musikgeschichte aufgestiegen.
Original-Video-Sequenzen und Interview-Ausschnitte - zum Teil bisher unveröffentlichtes Material - gewähren den Kinozuschauern einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen der Beatles. Es ist die Geschichte von vier talentierten Kindsköpfen, die Spaß an der Musik haben und eigene Songs schreiben wollen. Und das machen sie eben so gut, dass sie Millionen Platten verkaufen und weltweit ganz oben in den Charts landen.
Die Musiker sind beste Freunde, die anfangs in einem gebraucht gekauften Kleinbus umherfahren und sich zu viert ein Hotelzimmer teilten. Schlagzeuger Ringo Starr, der ein Jahr nach der Bandgründung zu den Beatles kam, sagt: Plötzlich hatte ich drei Brüder. In Interviews und auf der Bühne klopfen sie flotte Sprüche und schreiben - wie nebenbei - einen Hit nach dem anderen.
Die Beatlemania erreicht auch Amerika. I Want To Hold Your Hand landet in den USA auf Platz 1 der Charts. Die Fab Four fliegen nach New York. Es gab keinen Plan. Das kannst du nicht planen, sagt Starr. 5000 Fans und 200 Journalisten empfangen die Band. Ihren TV-Auftritt sehen mehr als 73 Millionen Zuschauer. Rekord.
Es ist die Freundschaft, die die Musiker am Boden hält. Es war gut, dass wir zu viert waren, meint Harrison. So lässt sich der weltweite Wahnsinn leichter überstehen. Im Sommer 1966 erscheint das Album Revolver und die Beatles gehen wieder in den USA auf Tour. Die Fans vor den Stadien sind kaum mehr zu kontrollieren und die Musiker zunehmend genervt vom ohrenbetäubenden Gekreische der Fans und dem Wirbel um sie.
In einem Interview sagt John Lennon, die Beatles seien inzwischen populärer als Jesus. Die Welle der Begeisterung kommt nun als Sturm der Entrüstung zurück. Es folgen Plattenverbrennungen, Radiosender bestreiken die Beatles. John Lennon muss sich entschuldigen. Das war der einzige Weg, die Sache zu beruhigen, sagt Paul McCartney. Der Stress wegen des Jesus-Zitates gibt den Musikern den Rest. Sie haben keine Lust mehr.
Völlig ausgebrannt nehmen sie sich eine mehrmonatige Auszeit und beschließen, künftig nur noch im Studio Musik zu machen. Die Beatles müssen aufhören, um weitermachen zu können. Und wie! Es folgen unter anderem die Alben Sgt. Pepper’s, Yellow Submarine, Abbey Road, Let It Be und ein allerletzter gemeinsamer Auftritt: das Rooftop Concert im Januar 1969 auf dem Dach ihres Büros in London. Kein Fan-Gekreische, aber doch ein wehmütiger Hauch von Beatlemania.
The Beatles: Eight Days A Week - The Touring Years, USA/GB 2016, FSK ab 0, von Ron Howard.