Aus Anlass der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 berichtet die Schau von der "Zerstörung der Vielfalt" in der Metropole Berlin und die Nazis - Ausstellung im Historischen Museum
Berlin (dpa) l Zum 80. Jahrestag von Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler erinnert Berlin an den 30. Januar 1933 und die Folgen. Große Museen engagieren sich ebenso wie Stadtteil-Initiativen.
Damals zogen sie mit Fackeln durch das Brandenburger Tor, später auf den Kurfürstendamm und in die Arbeiterviertel Wedding und Neukölln: Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler setzten die Nationalsozialisten zur Eroberung Berlins an.
Für die NSDAP bedeutete die Herrschaft über die "rote" Metropole eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Sicherung ihrer Macht in den Monaten nach dem 30. Januar 1933. Bereits davor hatten SA-Schläger Linke und Juden eingeschüchtert, nach der Machtübernahme brach die Verfolgung offen aus.
80 Jahre nach Hitlers Antritt erinnert das Deutsche Historische Museum (DHM) von diesem Donnerstag an (bis 10. November) an die Folgen der NS-Herrschaft für die einstige Reichshauptstadt. Die Ausstellung "Zerstörte Vielfalt. Berlin 1933-1938" knüpft an die Rekordschau "Hitler und die Deutschen" an, die im Jahr 2011 mehr als 250000 Menschen sahen.
Das Museum beschäftige sich erstmals in dieser intensiven Form mit der Berliner Stadtgeschichte, sagte DHM-Direktor Alexander Koch. Die Ausstellung ist Ausgangspunkt zu 120 Ausstellungen, die von privaten Initiativen und Kulturinstitutionen im Themenjahr 2013 die Geschichte Berlins nacherzählen. An diesem Mittwoch eröffnet Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Ausstellung zum Thema im NS-Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors". Vom Berlin der Weimarer Republik, die von den Nazis als "Sündenpfuhl" verachtet wurde, bis zum Novemberpogrom 1938 geht die Ausstellung den Spuren des Terrors und der Verfolgung nach. "Alle wollen mich nach Berlin als Retter. Ich danke für die Steinwüste", schrieb Propagandachef Joseph Goebbels 1926 in sein Tagebuch. Die kosmopolitische Szene Berlins war kein gutes Pflaster für die Nazis.
Als Reichs- und Landeshauptstadt war Berlin der zentrale Schauplatz des politischen und kulturellen Geschehens in Deutschland. Hier konnten sich die Nazis auf die rechtsradikalen Armeeverbände und später auf die nationalsozialistische Wehrmacht stützen. Doch gleichzeitig war Berlin mit mehr als 160 000 Juden das Zentrum des jüdischen Lebens in Deutschland - noch vor Breslau und Frankfurt.
Auf zehn Stationen dokumentiert die Schau mit Fotos und Original-Stücken die Inszenierung der "Machtergreifung", die Vernichtung des jüdischen Lebens und die Gleichschaltung der städtischen Institutionen. Gleich zu Beginn vermitteln Auszüge aus Walter Ruttmanns Film "Berlin: Die Symphonie der Großstadt" einen Eindruck von der pulsierenden Metropole in der Zeit der Weimarer Republik. Auf Plakaten und Flugblättern werden die politischen Spannungen vor 1933 spürbar.