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Berliner Comedian Mario Barth bringt Magdeburger zum Lachen

Urkomisch und leicht verdaulich: Das ewige Frauen-Männer-Ding des Berliner Comedian Mario Barth funktioniert auch in Magdeburg.

Von Manuela Bock 13.01.2019, 12:23

Magdeburg l „Männer sind faul, sagen die Frauen“: Der Titel der neuen Mario-Barth-Show lässt keine Zweifel am Inhalt. Es geht – wie immer beim Comedian mit der „Berliner Schnauze“ – um die unterschiedlichen Welten von Männern und Frauen. Mit Gags, die entstehen, wenn sich  diese  Welten überschneiden, hat Mario Barth am Samstagabend zweieinhalb Stunden gefüllt und das Publikum in der vollen „Getec-Arena“ in Magdeburg zum Lachen gebracht.

Bunt und quietschig, mit verrückten Fantasie-Tieren und erkennbaren Berliner Wahrzeichen im Hintergrund – das Bühnenbild, in das Mario Barth am Sonnabend hineinspringt, ist so schrill wie die Show selbst, die er in den nächsten Stunden zeigen wird. Ein bisschen Quatsch hier, ein paar Gags, die erst später ihre Pointe zeigen, dort. Und dazwischen viel Klamauk. So lässt sich zusammenfassen, was der Berliner Komödiant in Magdeburg zeigt – und was seit Jahren nicht nur die „Getec“-Arena, sondern deutschlandweit die Hallen füllt.

Wer Mario Barth nicht mag, geht sowieso nicht in seine Show. Und wer ihn mag, feiert ihn. Wer keine Hochkultur erleben möchte, sondern mit Gags umgehen kann, die auch mal im Seichten fischen, ist seit vielen Jahren bei Mario Barth richtig. Auch am Sonnabend hat sein Show-Konzept wieder funktioniert. „Ich werde gern von Journalisten gefragt, ob ich nach so vielen Jahren nicht mal ein anderes Thema als dieses ewige Männer-Frauen-Ding aufgreifen möchte“, wird Barth später im Zugabe-Teil erzählen. „Aber mal ehrlich, würde auch nur einer Agnus Young von ,ACDC‘ fragen: Wollen Sie nach 40 Jahren nicht mal was anderes machen als E-Gitarre?“
Die Antwort ist Gejohle und Klatschen.

Und ganz ehrlich? Auch Mario Barth sollte wirklich genau das machen, was er erfolgreich in TV-Shows und live zeigt. Der eigentliche Witz ist: Das Thema nutzt sich einfach nicht ab. Das liegt an der Aufbereitung des Comedian, aber auch an seiner Art, die Menschen mitzunehmen. Selbst wenn er eigene Promi-Geschichten erzählt, von seinen Fernsehaufzeichnungen und Helikopter-Flügen, kommt am Ende eine Pointe, die zeigt: Der ist auch nur ein Mensch. Der ist einer von uns.

Ins Programm steigt Mario Barth mit einem regionalen Zaunpfahl-Wink ein: „Ich bin seit Mittag in eurer geilen Stadt. Ich muss ehrlich sagen, Tunnel könnt Ihr … Ihr habt den Bauleiter, den wir bei uns am Flughafen haben.“ Noch im Lachen der Masse zieht Barth genüsslich den Flughafen Berlin-Brandenburg durch den Kakao, spricht von einer Sprinkleranlage, die kein Wasser hat, von Zwischendecken, die sinnlos eingezogen werden und ist – schwups – im eigenen Badezimmer gelandet und bei einer zotigen Episode von seiner Freundin, die, wie er immer wieder betont, „nicht doof ist“.

Als Frau freut man sich, dass man nicht die Frau an seiner Seite ist. Die Freundin kommt selten gut bei den Geschichten weg. Und doch haut sich auch das weibliche Publikum auf die Schenkel und biegt sich vor Lachen. Warum? Weil bei Mario Barth auch die Männer ihr Fett weg kriegen. Auch sie sind in seinen Geschichten die Trottel, die Betrunkenen, die, „die einfach nicht verstehen, worum es eigentlich geht“.

Außerdem nimmt er auch aufs Korn, was viele nervt – Beamte, die unflexibel, Handwerker, die faul, Mütter, die überbesorgt sind. Dazu kommt, dass Mario Barth ein schier unerschöpfliches Mienenspiel bieten kann. Zum Glück nutzt er das in Kombination mit Geräuschen, die er ins Mikrofon krächzt, haucht, knurrt. In solchen Situationen, wo er fast schauspielert, ist Mario Barth besonders gut. Schade, dass er so wenig Spielraum für Improvisationen lässt. Denn immer wenn er frei spricht, das Publikum mitnimmt, zu einem Zwölfjährigen für ein Selfie in die dritte Reihe ins Publikum steigt, möchte man ihm beim Lachen am liebsten auf die Schulter hauen. Das kann er.

„Ey, ich erkenne mich da ganz oft wieder“, ist während der Pause in einem Damenquartett zu hören. „Endlich haben wir mal was zu lachen“, sagt der Opa und steuert auf den Merchandising-Stand zu. In seiner Tasche landet das T-Shirt mit der Aufschrift: „Ich bin nicht faul, ich bin geduldig.“ Es gibt auch Shirts mit dem Spruch „Happy wife, happy life“. Alles, was durch die Werbeartikel-Maschine läuft, findet sich auch in der Show. Das mit dem glücklichen Leben, wenn die Frau glücklich ist, könnte als roter Faden bezeichnet werden.

Bevor die Männer die Hauptrolle spielen, plaudert sich Barth von Frau zu Frau, beginnt bei der Freundin, geht zur Mutter über, streift zwei „heiße Polizistinnen“, kann mit seiner Nichte auch den pubertären Kids, „für die das W-Lan-Passwort das Wichtigste ist“, einiges mitgeben, und landet schließlich bei „Babsi“, der Freundin seines besten Freundes. Dabei zelebriert er Barth-Weisheiten wie diese: „Frauen wissen alles. Wenn sie fragen, was Du getan hast, ist das eine rhetorische Frage.“ Oder: „Wenn sie einen Unfall baut, weil doch links vor rechts ist. Dann ist das so.“

Klar, Mario Barth fischt viel im Seichten. Manche Gags zielen auf schnelle Lacher ab. Und einige Zoten sind verzichtbar. Wenn es darum geht, wie man ins Pool pinkelt oder Sex in der Sauna hat – naja, das kann man lustig finden, muss man aber nicht. Aber: Was hängen bleibt, ist dass dieser Mann im blauen T-Shirt, zweieinhalb Stunden lang allein auf der Bühne eine Show liefert, die alle unterhalten hat. Mario Barth ist ein Entertainer, und auch wenn die Stimme kratzig wird, zieht er durch. Auf den beiden großen Monitoren neben der Bühne kann jeder sehen, wie urkomisch er sein Gesicht verziehen kann. Als am Ende das Feuerwerk gezündet wird, haben die meisten Zuschauer den Termin für den nächsten Auftritt in Magdeburg „gestern in einem Jahr“ wahrscheinlich gedanklich bereits eingespeichert. Und wahrscheinlich wird es auch 2020 wieder lustig, Mario Barth über die unvermeidlichen Konflikte zwischen Mann und Frau erzählen zu hören.