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Projektleiter Martin Heller über seine Pläne Berliner Schloss soll "Ort der Gegenwart" werden

Von Nada Weigelt 15.08.2011, 04:43

Berlin (dpa). Das rekonstruierte Berliner Schloss soll nach den Vorstellungen des verantwortlichen Projektleiters Martin Heller ein "Ort der Gegenwart" werden. "Die architektonische Hülle lässt ein Stück deutscher Geschichte neu erstehen. Aber im Innern soll das künftige Schloss ein vehement zeitgenössischer Ort sein", sagte Heller. "Auch die Auseinandersetzung mit Geschichte und den Kulturen der Welt muss der eigenen Zeit und aktueller Neugier verpflichtet sein."

Wie im legendären Kulturzentrum Centre Pompidou in Paris soll das Angebot laut Heller durch eine bewusste Vielfalt von Bildern, Objekten, Erzählungen und Anliegen attraktiv und lebendig werden. "Die Faszination eines solch mächtigen kulturellen Ortes besteht darin, dass das Ganze weit mehr ist als die Summe seiner Teile", sagte der Schweizer Ausstellungsmacher und ehemalige Museumsdirektor. Er war Ende 2010 mit der Projektplanung für die öffentlichen Veranstaltungsbereiche ("Agora") vor allem im Erdgeschoss des gewaltigen Gebäudekomplexes beauftragt worden.

"Das zukünftige Publikum geht nicht nur ins Schloss, weil es ein ganz bestimmtes Programmangebot sucht. Die meisten Menschen werden hingehen, weil eine Grundstimmung und Ausstrahlung sie anzieht und weil sie die Gewissheit haben, irgendwo, vielleicht beim Flanieren, hängen zu bleiben - im Sinne einer positiven Überraschung", sagte Heller. Das Berliner Schloss, früher Residenz der Preußen-Könige in der Mitte Berlins, war zu DDR-Zeiten gesprengt worden. Es soll unter dem Namen Humboldt-Forum bis 2019 wiederaufgebaut werden.

Für die Agora, das "Herz" des Humboldt-Forums, werden laut Heller rund 10000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Geplant sei ein großer Empfangsbereich im überdachten Innenhof, der die Gäste mit der Atmosphäre und dem Angebot des Hauses vertraut macht. Daneben gibt es zwei große Räume für Wechselausstellungen, einen flexibel bespielbaren Raum vor allem für Musik und Performances, ein Auditorium für bis zu 600 Besucher, einen offenen Innenhof, ein Programmkino sowie Gastronomie und Verkauf.

Hauptnutzer des Schlosses wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren großen Sammlungen außereuropäischer Kunst sein. Auch die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek ziehen mit Ablegern ein. "Den Gegensatz zwischen der äußeren Würdeform des Schlosses und virulenten gesellschaftlichen Inhalten halte ich für zentral und überaus spannend", sagte Heller. "Diesen Gegensatz müssen wir suchen, spielen und produktiv ausreizen."

Bis Herbst will der Kurator ein erstes Rahmenkonzept dafür entwickeln, was in der Agora alles passieren könnte. "Kein bloßer Themenkatalog, das wäre zu billig", sagte er. Publikumsbeteiligung ist dem Kurator wichtig, aber nicht um jeden Preis. "Für simple Selbstdarstellung gibt es Hunderte von anderen Orten in dieser Stadt. Wenn die Republik sich jedoch eine Plattform wie das Humboldt-Forum leistet, müssen wir auf hohen Ansprüchen bestehen", sagte er.

Zweifel an der Realisierung des auf 590 Millionen Euro veranschlagten Projekts hat Heller nicht. Mit der Zustimmung des Bundestags-Haushaltsausschusses kurz vor der Sommerpause stehe die Ampel endgültig auf Grün: "Wir arbeiten nicht für ein Luftschloss."