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Der Mensch und "Die Analogie"

06.05.2014, 12:02

Berlin - Der Nicht-Fachmann kratzt sich am Kopf. Das Inhaltsverzeichnis des Sachbuchs "Die Analogie" hinterlässt Fragezeichen. Die acht Kapitel heißen zum Beispiel "Die Evokation von Wörtern" oder "Abstraktion und interkategoriales Gleiten". Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen.

Hinter dem etwas sperrigen Index wartet auf den tapferen Leser jedenfalls ein ganzer Haufen von "Ja klar, genau"- und "Ach so"-Erlebnissen. Mit großer Akribie und humorvollen Anekdoten dröseln die aus Frankreich und den USA stammenden Autoren Emmanuel Sander und Douglas Hofstadter auf, wie gewisse Muster und Ähnlichkeiten im Alltag unserem Gehirn helfen.

Dabei kommen sie zu dem Schluss, "dass das Auffinden von Analogien jeden Augenblick unseres Denkens durchdringt, also das Herz des Denkens bildet". Erinnerungen kommen beispielsweise hoch, weil eine aktuelle Situation einem Erlebnis vor vielen Jahren ähnelt. Metaphern werden gezogen und verstanden, weil sie sich analog zur Realität verhalten: Den Satz "Jacks Haus ist eine Müllhalde" versteht jeder, obwohl ein Haus natürlich keine Müllhalde im eigentlichen Sinne ist.

Die Autoren spicken ihre Überlegungen zu Analogien mit zahlreichen Beispielen - oft aus ihrem eigenen Leben. Dabei zeigt sich auch, dass unterbewusste Analogien in die Irre führen können. Viele kennen das: Eine Person mit dem Namen des Ex-Freunds oder der Ex-Freundin bekommt - vermutlich zu Unrecht - einen gewissen Stempel aufgedrückt oder nach langweiligen Urlauben als Kind möchte man ein entsprechendes Land gar nicht mehr bereisen.

Abgesehen von Denkmustern, die uns vielleicht in die Irre führen, bescheren dem Menschen die Fähigkeit zur Analogiebildung nach Ansicht der Autoren einen massiven Vorteil gegenüber Computern. Die könnten zwar unheimlich viele Informationen speichern und in diesen suchen oder diese filtern. Doch Begriffe oder Begebenheiten in gewisse Kategorien einzuteilen, ist ihnen bislang fast unmöglich.

Teilweise verliert sich das Buch in linguistischen Details und exerziert seitenweise sehr spezielle Analogiebeispiele durch. Trotzdem erklärt "Die Analogie" auf anschauliche Art Denkprozesse, deren Bedeutung den meisten Menschen biher nicht bewusst sein dürfte. Nach der Lektüre macht man sich jedenfalls Gedanken, warum einem genau in diesem Moment diese oder jene Idee kommt.

- Douglas Hofstadter und Emmanuel Sander: Die Analogie. Klett-Cotta, Stuttgart, 783 Seiten, 34,95 Euro, ISBN: 978-3-608-94619-2.