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Norwegische Schriftstellerin Die Gesandte der Bienen: Eine Autorin namens Maja

Seit Mai führt "Die Geschichte der Bienen" die Spiegel-Bestseller-Liste an. Die norwegische Schriftstellerin Maja Lunde ist von ihrem Erfolg in Deutschland überwältigt. Das Buch hat sie zur Botschafterin der Bienen werden lassen.

Von Sigrid Harms, dpa 05.09.2017, 09:45

Oslo (dpa) – Dass Maja Lunde mit Vornamen Maja heißt, könnte man als Vorsehung deuten, wenn ihre Eltern denn in den 70er Jahren den Zeichentrickfilm von der Biene Maja gekannt hätten.

Das haben sie aber nicht, und so darf man es dann vielleicht Schicksal nennen, dass Maja Lunde und die Bienen zu einer Symbiose zusammengefunden haben, die enorm erfolgreich ist. Das Buch "Die Geschichte der Bienen" der norwegischen Schriftstellerin hat Hunderttausende Leser in seinen Bann gezogen. Vor allem in Deutschland ist die Fangemeinde groß. Seit Mai führt der Roman die Spiegel-Bestseller-Liste an, der BTB-Verlag hat seit dem Erscheinen im März 220 000 Exemplare verkauft.

Dabei geht es bei diesem Buch nicht in erster Linie um die Bienen, sondern um Menschen in drei verschiedenen Epochen, die mit Bienen zu tun haben: Um den Erfinder eines Bienenstocks in England im Jahre 1852, um einen Imker in den USA 2007, dem plötzlich die Bienen wegsterben, und um ein Paar in China 2098, wo die Blüten mit Hand bestäubt werden müssen und dem gemeinsamen Kind plötzlich etwas zustößt. Kein Science-Fiction, sondern die Beschreibung dessen, was war und was vielleicht auf uns zukommt, wenn wir das Sterben der Bienen nicht aufhalten. Doch "Die Geschichte der Bienen" ist kein Umweltroman. Es geht auch um die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern, über unausgesprochene Gefühle und Erwartungen. Kommunikationsprobleme.

Trotz des eigentlich düsteren Themas ist es Maja Lunde gelungen, ihre Leser aufzurühren. Denn die überhäufen sie nicht nur mit Komplimenten für ihr Buch, viele stellen ihr die Frage: Was kann ich für die Bienen tun?. "Darüber freue ich mich sehr", sagte die 42-Jährige der Deutschen Presse-Agentur, "nicht nur, weil ich die Menschen dazu gebracht habe, über etwas nachzudenken, worüber sie vorher nicht nachgedacht haben, sondern weil sie auch etwas tun möchten." Sie gebe dann Tipps, welche bienenfreundlichen Blumen man im Garten pflanzen könne und dass man mit dem Verzicht auf Flugreisen und Fleisch schon einen Beitrag zu einem besseren Klima leisten könne. "Das mit den Bienen ist nicht etwas, das abstrakt oben in der Atmosphäre geschieht. Es geschieht in unserem eigenen Garten, und das macht uns deutlich, wie groß die Spuren sind, die wir hinterlassen." Doch das Gute sei, dass man was dagegen tun könne. "Wir können Blumen pflanzen. Es ist nicht immer so schwer."

Maja Lunde ist durch ihr Buch zur Botschafterin der Bienen geworden. Kein Interview, in dem sie nicht dazu gefragt wird. Dabei sei sie weder Politikerin noch Klimaaktivistin. "Ich habe das Bienenbuch nicht geschrieben, weil ich ein politisches Manifest schreiben wollte. Ich wollte ein Buch schreiben, das ich selbst gern lesen möchte", sagt sie. Ein Buch für Erwachsene.

Nach ihrem Studium hat Lunde zunächst in der Filmbranche gearbeitet und nebenbei begonnen, Drehbücher für Fernsehserien zu schreiben. Das Genre zu wechseln, habe sie Überwindung gekostet, sagt sie. "Ein Drehbuch für einen Film ist ja ein recht gradliniger Text. Man hat überhaupt keinen Fokus auf die Sprache. Deshalb war dieser Schritt in die Belletristik ein großer." Aber es sei auch ein Schritt zurück gewesen, zu dem, was sie schon immer geliebt hat. "Als Kind und Jugendliche habe ich sehr viele Texte geschrieben und mochte das sehr gern. Die Belletristik brodelte immer in meinem Hinterkopf."

2012 veröffentlicht Lunde ihr erstes Kinderbuch "Over grensen" (Über die Grenze). Die Geschichte von vier Kindern, die während des Zweiten Weltkriegs von Norwegen nach Schweden fliehen, zwei von ihnen sind jüdisch. "Ich habe mich schon als Kind sehr für den Zweiten Weltkrieg interessiert. Meine eigene Großmutter hat mit 12 Jahren Essen zu Juden gebracht, die sich versteckt hielten." 2014 folgt der Jugendroman "Battle", eine Art Romeo-und-Julia-Geschichte. Beide will der Verlag Urachhaus auf Deutsch herausbringen. "Die Geschichte der Bienen", die 2015 in Norwegen erschien, war ihr erster Erwachsenenroman und brachte ihr den Norwegischen Buchhandelspreis ein. Die Rechte sind inzwischen in 20 Länder verkauft.

Auch wenn Maja Lunde sich nicht als Umweltaktivistin sieht, sind es doch gerade die Klimafragen, die sie zurzeit am meisten beschäftigen. Deshalb handelt auch ihr nächstes Buch, das im Oktober in Norwegen erscheint, davon. In "Blå" (Blau) geht es um Wasserknappheit, um Dürre und um die Liebe. Ein Vater, der mit seiner Tochter nach dem Rest der Familie sucht und eine alte Frau, die sich mit ihrem Segelboot ins Meer hinauswagt.

Zehn Mal habe sie das Manuskript umgeschrieben, bevor sie es an den Verlag gegeben habe, erzählt Lunde. Doch nun sei es druckreif. Zwei weitere Bücher zum Thema Klima sind geplant. Das "Klima-Quartett" nennt Lunde es. "Man sollte über das schreiben, für das man eine Leidenschaft hat, für das man brennt", sagt die Norwegerin abschließend. "Deshalb schreibe ich diese Bücher. Alles andere fühlt sich gerade weniger wichtig an." 

Maja Lunde bei BTB

Website Maja Lunde