Familie gibt Raubkunst zurück: Übergabe an Russland in Leipzig
Frankfurt/Leipzig - 125 historische Bücher, die deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg aus Russland geraubt haben, kehren zurück ins Schloss Pawlowsk.
Die Familie von der Schulenburg übergibt die Bände am 18. November in Leipzig an Alexej Gusanow, den Hauptkustos des Schlossmuseums, wie der in Frankfurt lebende Erbe Stephan Graf von der Schulenburg der Nachrichtenagentur dpa sagte.
Der Festakt wird von der Kulturstiftung der Länder organisiert. Anlass ist die vierte Jahrestagung des deutsch-russischen Bibliotheksdialogs. Die Familie bringe die Bücher nach Leipzig, die Kisten würden dann von der russischen Botschaft weitertransportiert, sagte Britta Kaiser-Schuster von der Kulturstiftung der Länder. Darunter ist auch eine 30-bändige Lessing-Ausgabe von 1771, die meisten Bücher aber sind in französischer Sprache.
Deutsche Truppen hatten Tausende Bände aus dem Schloss bei St. Petersburg geraubt. Einige davon bekam der ehemalige Botschafter und spätere Widerstandkämpfer Friedrich Werner Graf von der Schulenburg (1875-1944) geschenkt. Jahrzehntelang lang standen sie in der Bibliothek von Burg Falkenberg in der Oberpfalz, die Schulenburg wiederaufgebaut hatte. Die Bücher wurden mit der Burg weitervererbt. Durch Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" erfuhr die Familie 2013, woher die Bücher stammten.
"Das ist Raubkunst. Das dürfen wir nicht behalten. Es ist klar, dass diese Dinge unrechtmäßig in unseren Besitz gelangt sind", beschrieb Stephan Graf von der Schulenburg damals die Reaktion der Familie. Dass Raubgut aus Privatbesitz zurückgegeben wird, sei "eher ungewöhnlich und sehr zu begrüßen", sagte der Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Hagen Philipp Wolf, der für "Kulturgüterrückführungsfragen" mit Russland zuständig ist.