Literatur KI als Co-Autor bei Wettlesen um den Bachmann-Preis
Bei dem renommierten Literaturwettbewerb stellen Schreibtalente unveröffentlichte Texte vor. Einer wurde teils von Künstlicher Intelligenz erstellt. Die Jury reagiert amüsiert.

Klagenfurt - Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz macht auch vor dem Wettlesen um den Bachmann-Preis nicht Halt. Am ersten Tag des Literaturwettbewerbs im österreichischen Klagenfurt präsentierte der Autor Max Höfler einen absurden Text, in den er Kommentare eingebaut hatte, die mit dem KI-Programm ChatGPT erstellt worden waren.
Mit KI-generierten Sätzen wie „Wie viel Zeit hast du mit deinem Gedöns verschwendet?“, „Klar, bisschen übertrieben, aber trotzdem irgendwie witzig!“ lieferte der österreichische Schriftsteller die Kritik an seinem Beitrag gleich selbst mit. Die Jury und das Publikum im Saal reagierten amüsiert auf Höflers Performance, in der er auch Fotos präsentierte. „Ich fand das ganz sympathisch“, sagte etwa der für seine strengen Urteile bekannte Juror Philipp Tingler.
Preisverleihung am Sonntag
Von Donnerstag bis Samstag präsentieren insgesamt 14 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Texte. Am Sonntag gehen die 49. Tage der deutschsprachigen Literatur mit der Preisverleihung zu Ende.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hauptpreis erinnert an die aus Klagenfurt stammende Literatin Ingeborg Bachmann (1926-1973). Voriges Jahr gewann ihn der Heidelberg lebende Autor Tijan Sila für seinen Text „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“.
Todes-Erzählung überzeugt am ersten Lesetag
Familiendramen dominierten auch den ersten Tag des diesjährigen Lesemarathons. Die in Hamburg lebende Schriftstellerin Nefeli Kavouras überzeugte die Jury mit ihrem berührenden Text „Zentaur“, in dem eine Frau und ihre Teenager-Tochter abwechselnd den langsamen Sterbeprozess ihres Ehemannes beziehungsweise Vaters schildern. Fast jedes Jahr seien in Klagenfurt Texte zum Sterben im Programm, bemerkte der Jury-Vorsitzende Klaus Kastberger. Dieser sei „einer der besten und interessantesten“, urteilte er.
Gemischte Reaktionen gab es unter anderem für die Autorin Fatima Khan. In ihrem Text „Madonna in den Trümmern“ stellte sie die Weltkriegs-Wunden ihrer Heimatstadt Köln dem Zerfallsprozess einer Migrantenfamilie gegenüber, die wie Khan aus Bangladesch stammt.