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Publizist „konkret“-Gründer Klaus Rainer Röhl gestorben

„Das ist ein langes Leben, nicht frei von Aufregung“, sagte Klaus Rainer Röhl einmal über seine Biografie. Nun ist der umstrittene Journalist und Ex-Mann von RAF-Terroristin Ulrike Meinhof gestorben.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa 03.12.2021, 16:43
Der Publizist Klaus Rainer Röhl ist tot.
Der Publizist Klaus Rainer Röhl ist tot. Oliver Berg/dpa

Köln - Er war der Ex-Mann von RAF-Terroristin Ulrike Meinhof und Mitbegründer des linken Politmagazins „konkret“: Der umstrittene Publizist Klaus Rainer Röhl ist tot.

Er starb am Dienstagabend in Köln, wie seine Familie am Freitag bestätigte. Wenige Stunden vor seinem 93. Geburtstag sei er zu Hause im Kreise seiner Angehörigen friedlich eingeschlafen. Mehrere Medien hatten berichtet.

Bekannt war Röhl, der 1928 als Sohn eines Schriftstellers in Trockenhütte bei Danzig zur Welt gekommen war, als Mitbegründer von „konkret“. Das Magazin entstand 1955 in Hamburg und profilierte sich in der Antiatomkraft-Bewegung. Es wurde Sprachrohr der Studentenproteste. „Wir waren nicht der Initiator der 68er, aber ihr Spiegel oder kollektiver Organisator“, sagte Röhl 2008.

In der Redaktion arbeitete damals auch Ulrike Meinhof, die er 1961 heiratete. 1968 ließ sich das Paar wieder scheiden. Meinhof versuchte zeitweise, ihren Ex-Mann aus der „konkret“-Leitung zu verdrängen, 1970 ging sie in den Untergrund. In seinem Buch „Linke Lebenslügen“ rechnete Röhl 1994 vor allem mit den Weggefährten seiner Ex-Frau ab: Sie sei nicht Täterin, sondern Opfer der RAF gewesen. „Ulrike ist kein Monster“ hatte er schon 1975 im Roman „Die Genossin“ geschrieben - noch vor dem Tod Meinhofs 1976 im Gefängnis Stuttgart-Stammheim.

Die Zeiten bei „konkret“ waren nicht gerade ruhig. Nach Angaben Röhls gab es mehrere „Putschversuche“, sein Haus wurde gestürmt und verwüstet, er sah auch seine Töchter in Gefahr. Mitte der 70er Jahre wurde er bei dem Magazin verdrängt.

Nach dem Rückzug begann ein politischer Schwenk, der ihm viel Kritik einbrachte. Seine politische Gesinnung warf der einst linke Rebell, der auch der verbotenen kommunistischen Partei KPD angehörte, nach und nach über Bord. 1993 promovierte er beim konservativen Berliner Historiker Ernst Nolte. 1975 bis 1978 war er SPD-Mitglied, 1995 trat er in die FDP ein und gehört dort dem nationalen Flügel an. Er schrieb unter anderem auch für die rechtskonservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Manch alter Weggefährte war erstaunt bis erschrocken. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nannte ihn im Nachruf einen „Salonrechten“.

Röhl selbst erklärte zu seinem Sinneswandel 2008, es habe 30 Jahre gedauert bis zur Erkenntnis, dass der Sozialismus ein grundlegender Fehler sei. „Ich habe und wollte die Linken verraten.“ Und: „Ich war mein Leben lang immer nur Publizist und damit ein Spiegelbild der Gesellschaft (...), aber ich bin da nirgendwo hängengeblieben, sondern immer meinen eigenen Weg gegangen.“

Damals sagte er, er habe ein langes Leben, das nicht frei von Aufregung gewesen sei - er habe es aber „immer möglichst heiter und ruhig genommen“.