Crossover bei Zerbster Musikfestival
Von Helmut Rohm
Zerbst l Es ist inzwischen ein guter Brauch, dass es im Programm der Internationalen Fasch-Festtage in Zerbst ein Crossover-Projekt gibt. Witterungsbedingt fand die "Fasch-Midnight" in diesem Jahr nicht im Schloss, sondern im Katharina-Saal der barocken Stadthalle statt. Hier traf am späten Sonnabendabend unter dem Titel "Mysteries of Life - The Händel Experience" Jazz auf Barockmusik.
Zu Gast waren das Makiko Hirabayashi Trio, das Thomas Prokein Streichquartett sowie der Kammerchor des Universitätschores "Johann Friedrich Reichardt" Halle. Mit ihrem von der japanischen Komponistin Makiko Hirabayshi komponierten Händel-Projekt haben die drei auf den ersten Blick doch gänzlich verschiedenen Ensembles im Februar bereits bei "Women in Jazz" in Halle begeistert.
"Makiko hat einzelne Zitate und Elemente aus Händels ,Messias\' zugrunde gelegt und etwas Neues geschaffen", so Universitätsmusikdirektor Jens Lorenz, der die Aufführung leitete. Es gibt keinen verjazzten Händel, in dieser ungewöhnlichen Interpretation überhaupt nicht den üblichen Jazz an sich.
Effektvolle Improvisation von Klavier und Bass
Dabei war es schon spannend, der sich oft langsam aufbauenden Entwicklung von Klangbildern zu folgen, wenn zum Beispiel zu einem zart beginnenden Klaviersolo der Kontrabass (Klavs Hovman) hinzukommt, sich das Schlagwerk (Marylin Mazur) filigran oder auch hin bis zur "Extase" meldet, wenn die drei dann so richtig effektvoll improvisieren. Und - nach einem kurzen Blickwechsel - auch Chor und Streichquartett mitwirken, schön harmonisch wie ebenso auch kontrastierend.
Dabei erlebte der Zuhörer oft die jazzigsten Rhythmusansätze. Der geübtere Händel-Kenner erkannte auch dessen Anklänge. Makiko Hirabayashi fand kompositorische Fülle und detailreiche Nuancen, unter anderem in reizvollen Soli, in spannenden Dialogen zwischen den Instrumenten und Ensemblegruppen, so dass die Konflikte im "Messias" beim Zuhörer musikalisch erlebbar werden konnten.