Für Brittens "Sommernachtstraum" ist am Theater Magdeburg ein Countertenor zu Gast Der Amerikaner mit der hohen Stimme
Das Theater Magdeburg hat für Benjamin Brittens "Sommernachtstraum" den US-Amerikaner Gerald Thompson verpflichtet. Er ist Countertenor - eine seltene Besetzung an einem Stadttheater.
Magdeburg l Gerald Thompson nimmt gefangen. Er sprüht vor Elan. Er strahlt. Er lacht. Er spricht mit Begeisterung von seiner Rolle. Thompson singt und spielt im "Sommernachtstraum" den Elfenkönig Oberon.
Das Besondere: Thompson ist Countertenor, jene hohe Männerstimme, die in der Stimmlage des weiblichen Mezzosoprans singt und vor allem bekannt ist aus barocken Opern. Benjamin Brittens "Sommernachtstraum" zählt zu den wenigen Opern des nachbarocken Repertoires, in denen ein Countertenor besetzt ist. 2000 wurde am Magdeburger Haus schon einmal der "Sommernachtstraum" inszeniert. James Huw Jeffries hatte damals die Rolle des Oberon übernommen.
Wenn man mit Thompson über seine Rolle spricht, muss man nicht fragen, ob diese Arbeit ihm Spaß macht. Seine Freude sieht man ihm förmlich an. "Es ist meine Traumrolle, die Musik ist wunderschön. Die Proben machen viel Spaß." Er sagt es nicht nur, er schwärmt. "Ich hatte als Cover an der Mailänder Scala diese Musik schon einmal gelernt, aber ich stand dann nicht auf der Bühne. Jetzt aber wird dieser Auftritt wahr."
Was bewegt einen Sänger in den USA, ein Land, das nicht gerade für die Aufführung von Barockopern bekannt ist, Countertenor zu werden? Thompson lächelt wieder und erzählt, wie er als Tenor anfing und einen neuen Lehrer an der Universität in seiner Heimat Arkansas bekam, der aus Deutschland stammte und zu ihm sagte: "Du bist kein Tenor, du bist Counter. Das ist deine Stimme." Thompson baute seine Stimme ins Falsett aus, bekam erste Engagements, lernte bei einer Privatlehrerin in New York und bekam an der San Fransisco Opera eine Förderausbildung.
"Das war jene Zeit, als Barockopern in Amerika bekannter wurden", erzählt er - übrigens mit einer normalen Männerstimme. "Wenn ich singe, flippt es ins Falsett. Ich wechsele sozusagen meine Stimme. Das war und ist für mich einfach, für mich ist das normal." Für den Zuhörer ist es eine Kunststimme, der Unwirkliches, gar Fremdes anhaftet.
Engagiert wird der 36-Jährige in Amerika, in den vergangenen Jahren verstärkt in Europa. Moskau, Mailand, Potsdam. Er hatte jahrelang kein richtiges Zuhause, war immer Gast an Theatern und bei Festspielen, reiste von Ort zu Ort. "Jetzt bin ich glücklich, in Deutschland zu leben." Seine neue Heimat ist das hessische Bad Sooden-Allendorf, ein Kurort in Hessen.
Wird seine Stimme oft angefragt? "Oh ja", sagt Thompson. Viele Häuser haben keinen Countertenor als festes Ensemblemitglied, müssen diese Stimme einkaufen. "Ich bin immer Gast, ich bin immer unterwegs in meiner Arbeit", erzählt er.
Der Amerikaner strahlt, wenn er von der Premiere erzählt. Der 26. Januar wird für ihn sozusagen zur Doppelpremiere. Er singt seine Traumrolle und zum ersten Mal am Magdeburger Theater. "Ich freue mich wirklich sehr", sagt er, lächelt breit und man nimmt ihm diese Freude ab.
Premiere ist am Sonnabend, 26. Januar, 19.30 Uhr, im Opernhaus. Die zweite Vorstellung läuft am Sonnabend, 2. Februar, 19.30 Uhr.