1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Der Grusel-Klassiker mit Figuren aus Pappmaché und viel Liebe

Premiere von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" am Theater der Altmark in Stendal Der Grusel-Klassiker mit Figuren aus Pappmaché und viel Liebe

Von Birgit Tyllack 14.06.2011, 09:29

"Dr. Jekyll und Mr. Hyde" ist eine Novelle von Robert Stevenson. Fast jeder kennt die Geschichte des braven Arztes, der sich unter Drogen in den bösen Teil seiner selbst verwandelt. Das Theater der Altmark hat dem Klassiker nun ein Puppenspiel gewidmet.

Stendal. Es geht um animalische Triebe, die – endlich befreit – nicht mehr zu bändigen sind. Es gibt Mord, Wollust, Verzweiflung … und das Publikum amüsiert sich prächtig. Zumindest am Freitag vor Pfingsten bei der gleichnamigen Premiere im Theater der Altmark in der Inszenierung von Hans-Jochen Menzel. Mit Dramaturg Sascha Löschner hat der Puppenspielprofessor aus dem düsteren und gruseligen Stoff ein schwarz-humoriges Puppenspiel für Erwachsene gemacht hat.

Den Rahmen für die eigentliche Handlung bilden Herr Shahak (Cnaan Shahak) und Frau Dr. Trost (Claudia Tost). Er möchte von der Ärztin nur ein Mittel gegen Grippe. Sie diagnostiziert psychische Störungen und nimmt ihn stationär auf. Ab jetzt verwischen die Grenzen: Sind seine Psychosen in Wirklichkeit ihre? Träumt er oder ist er Zeuge von Ungeheuerlichkeiten? Wer ist wer? Ist er noch er selbst?

Claudia Tost und ihr Kollege Cnaan Shahak sind einfach überall. Eben liegen sie noch im Bett mitten auf der Bühne, im nächsten Moment sieht man sie in einem der Fenster. Sie selbst oder eine der vielen Puppencharaktere, die von ihnen mit Leben erfüllt werden.

Elf Puppen werden von den zwei Schauspielern geführt. Im rasanten Tempo wechseln diese dabei ohne Probleme zwischen den unterschiedlichen Stimmen hin und her und lassen die Figuren an den ungewöhnlichsten Orten auftauchen: in der Tasche eines Arztkittels, in der Toilettenschüssel, im Federbett…

Und wieder einmal klappt die Illusion, die gutes Puppentheater bietet: Der Zuschauer vergisst ein wenig, dass es sich lediglich um einfache Puppen handelt.

Die liebevoll gefertigten, wunderbaren Pappmaché-Figuren aus der Werkstatt von Christof von Büren werden durch Tost und Shahak in eigenständige Wesen verwandelt. Die Illusion ist perfekt, als Shahak mit zwei Figuren ein Bett teilt und sich mit ihnen unterhält. Da werden Handpuppen eben mal zu Fußpuppen.

Anderthalb Stunden wirbeln Puppen und Schauspieler auf der kleinen Bühne. Zur Premiere gab es für die beiden Darsteller/Puppenspieler und für diese amüsante Inszenierung des Stevenson-Klassikers viel und verdienten Beifall.