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Winfried Willems will als Präsident des Landesmusikrates den Verband stärken Der Neue setzt auf Jugendarbeit

Von Grit Warnat 05.04.2013, 03:12

Winfried Willems will die Stellung des Landesmusikrates deutlich stärken. Der neue Präsident des Dachverbandes des Musiklebens in Sachsen-Anhalt sieht sich vor allem als Mittler zwischen den 50 institutionellen Mitgliedern und der Politik. Aber auch Sorge um die verlässliche Finanzierung treibt ihn um.

Magdeburg l Winfried Willems ist ein großer Musikfreund. Er ist ein leidenschaftlicher Orgelspieler, engagiert sich als Organist für Veranstaltungen. Diese musikalische Leidenschaft ist eine wichtige Voraussetzung für das Präsidentenamt in jenem Verband, der sich der Pflege und Wahrung von Musik in Sachsen-Anhalt verschrieben hat.

Willems, von 2002 bis 2011 Staatssekretär im Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, bekleidet seit November das neue Amt. Einstimmig wurde er gewählt, wohl auch, weil er viele Verbindungen zur Kultur und Politik mitbringt, auf die die Mitglieder in nicht ganz einfachen Zeiten immer stärker angewiesen sind. Die Musiklandschaft lebt keineswegs sorglos. Selbst dem obersten Gremium, dem Landesmusikrat, der auch für die fachliche Beratung des Kultusministeriums und des Landesverwaltungsamtes verantwortlich zeichnet, wurde der institutionell geförderte Haushalt 2011 eingefroren.

Stellen mussten auf Teilzeit gesetzt werden, Arbeitszeit ging verloren, sagt Willems. "Wir werden Wettbewerbe wie ,Jugend musiziert\' und ,Jugend jazzt\' nicht mehr so durchführen können wie bisher." 312500 Euro hatte der Landesmusikrat bisher für seine institutionelle Aufgabe zur Verfügung, davon kamen 298900 Euro vom Land.

Starke Ensembles und mehrere Wettbewerbe

Wenn er über Geld und zukünftige Arbeit redet, spricht er immer wieder von Verlässlichkeit. Zum Beispiel: "Wir brauchen eine verlässliche Fortführung unserer Jugendarbeit." Mit Jugendarbeit meint er die Begabten- und Kreativförderung, auf die der Landesmusikrat seit vielen Jahren setzt und die Willems in den Bereichen Popularmusik und Chorarbeit noch aufwerten will. Zu den Aufgaben gehören Wettbewerbe wie "Jugend musiziert", "Jugend jazzt" und der Landeschorwettbewerb, zu den Projekten das Landesmusikfest und das Festival Impuls für Neue Musik, das einzige landesweite Festival mit Einbindung aller Orchester des Landes. Stärken will Willems die Ensembles: Landesjugendchor, Jugendjazzorchester, Jugendsinfonieorchester Sachsen-Anhalt.

Mit fast 133000 Euro fördert das Land die Ensembles, mit 138000 Euro das Landesmusikfest. Auch das sei die Grenze des Machbaren, sagt Willems. "Wir haben herausragende Ensembles, die auch Sachsen-Anhalt hervorragend präsentieren können. Aber für Auslandsauftritte reicht das Geld nicht."

"Wir müssen das Fach Musik in der Schule aufwerten"

Für das Impuls-Festival, das sich zu einem der großen Festivals in Sachsen-Anhalt entwickelt hat, wurden die Mittel in der Musikprojektförderung für 2013 weiter gekürzt. Willems: "Neue Musik gehört zu den schwierigsten und aufwändigsten, aber auch zu den aufregendsten Formen der zeitgenössischen Kunst." Ein Netzwerk für Neue Musik müsse ein verlässlicher Faktor sein für seine Partner, es gebe durch die sogenannte Projektförderung aber kaum Planungssicherheit. Das Festival habe seit 2008 zirka 40 Prozent der Landesförderung verloren. Sie liegt in diesem Jahr bei 150000 Euro.

Schule, Jugendarbeit, stärkere Vernetzung der einzelnen Musikbereiche. "Wir haben eine Menge Fragestellungen abzuarbeiten. Das wird nicht einfach", meint er mit Blick auf die Debatte zum Doppelhaushalt 2013/14.

Und noch etwas treibt den Präsidenten um. Willems, selbst viele Jahre als Lehrer und Schulleiter tätig, will in seiner ehrenamtlichen Funktion auch verstärkt auf die jahrelange Mangelsituation im Fach Musik an den Schulen hinweisen.

In einer Resolution des Gremiums steht bezogen auf das vergangene Jahr: "Es ist überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass in einigen Schulformen nicht eine einzige Musiklehrerstelle ausgeschrieben wurde, obwohl es an manchen Schulen keine ausgebildete Musiklehrerkraft gibt." Willems: "Wir müssen dieses Fach aufwerten. Wir dürfen nicht nur auf die Kernfächer schauen."