Carmen-Maja Antoni blickt im Buch "Im Leben gibt es keine Proben" auf ihr Schauspielerleben Die Erinnerungen einer kleinen Großen
Sie ist 1,50 Meter klein, aber eine Große ihres Fachs: Die Schauspielerin Carmen Maja-Antoni. In einem Buch hat sie ihr Theaterleben aufgeschrieben. "Im Leben gibt es keine Proben", heißt ihr autobiografischer Rückblick. Am 22. Mai ist Antoni im Literaturhaus Magdeburg zu Gast.
Magdeburg l Ihr Buch, das in Zusammenarbeit mit der Journalistin Brigitte Biermann entstand, liest sich wie ein Who-is-Who der Theater- und Filmszene. Ursula Karrusseit, Armin Mueller-Stahl, Kurt Böwe, Heiner Müller, Peter Zadek, Kurt Maetzig, Peter Konwitschny, Ekkehard Schall. Carmen-Maja Antoni hat mit vielen Größen der Theater- und Filmbranche gearbeitet.
Dabei fing ihr Leben ausgesprochen bescheiden an. Im August 1945 in Berlin geboren, Kindheit im Nachkriegsdeutschland, der Vater war abgehauen, die Mutter entwarf, um sich zusätzlich Geld zu verdienen, Kleider, Blusen, Hosen. Carmen-Maja Antoni war zeitig auf sich gestellt.
Mit zehn Jahren agierte das temperamentvolle Mädchen erstmals vor der Kamera, es folgten größere Sendungen, Serien. Mit der Gage brachte sie den Familienhaushalt auf Vordermann. Hatte sie Geld gespart, ging sie ins Theater.
1962 zog sie ihre gute Hose an, hatte einen Vorspiel-Termin an der Filmhochschule Potsdam. Sie setzte sich durch, wurde die jüngste Studentin an der Hochschule, auch wenn sie immer wieder spürte: "Groß und blond ist besser als klein und blond, langes Haar ist besser als kurzes, gelocktes noch besser als glattes, und lange Beine wirken besser als kurze." Immer wieder thematisiert sie im Buch ihr Aussehen, das nicht gerade dem Schönheitsideal entspricht. Minderwertigkeitskomplexe? Nein, schreibt sie und man nimmt es ihr ab.
Ihre erste Theaterfamilie war Potsdam, dem dortigen Hans Otto Theater folgte die renommierte Ostberliner Volksbühne. Regisseur Benno Besson bot ihr Rollen an, Helene Weigel auch. In ihrem Buch schwärmt die Schauspielerin von den 1970er Jahren, die die kreativste, beste Theaterzeit gewesen seien. Ihr Repertoire wurde mit den Jahren vielseitiger, am Berliner Ensemble, an das sie 1976 wechselte, entwickelte sie sich zur Charakterdarstellerin. Das BE wurde ihre künstlerische Heimat. Sie ist die "Mutter Courage".
"Ich liebe beides, Filmen und Theater spielen"
Antoni, die keine Lust hatte, sich unterzuordnen, stand zu dieser Zeit längst an der Seite bekannter Theatergrößen. Klein, strubbeliges Haar, knuffige Nase - dafür steht Carmen-Maja Antoni. Sie spielte in "Wege übers Land", "Kleiner Mann, was nun?", "Der Laden". Sie störte es auch nicht, wenn sie kleinste Rollen hatte. Die seien kurz, schreibt sie, aber nicht klein. "Sie sind das Salz in der Suppe der Hauptdarsteller." So spielte sie im vielfach preisgekrönten Haneke-Streifen "Das weiße Band" mit und für ganz kurze Zeit stand sie als Gefängnisbibliothekarin im Film "Der Vorleser" an der Seite von Kate Winslet. Sie erzählt von ihren Erlebnissen mit der Hollywood-Frau, wie sie von Bodyguards zum Dreh geführt wurde und dann eine junge Frau sah, die nur ein Licht- und Spieldoube war. Erst später traf sie auf Miss Winslet.
Antoni erzählt von ihrer Freundschaft zu Iris Berben, mit der sie seit 19 Jahren die "Rosa Roth"-Filme dreht, und von den Dreharbeiten zu den Krausefilmen mit der heimatfilmangehauchten Volksfigur Horst Krause. Auf die Dreharbeiten freute sie sich wie auf ein Klassentreffen.
"Im Leben gibt es keine Proben" ist ein ehrlicher Rückblick auf ein theatererfülltes Leben, der auch immer wieder Einblicke gibt in die Theaterszene der DDR, in die Umbrüche der Wendezeit, als das BE-Schiff Anfang der 1990er Jahre ins Schlingern geriet.
"Ich liebe beides, Filmen und Theater spielen", schreibt Carmen Maja-Antoni. Wer das Buch liest, spürt diese Liebe auf jeder Seite.
Lesung am 22. Mai, 19 Uhr, Literaturhaus Magdeburg, "Im Leben gibt es keine Proben", 256 Seiten, Verlag Das Neue Berlin, ISBN 978-3-360-02155-7