Goetz inszeniert "Mitteldeutschen Jedermann" "Ein Abend von großer Ernsthaftigkeit"
Von Rolf-Dietmar Schmidt
Magdeburg. Der wunderschöne Innenhof des Kreuzgangs des Magdeburger Doms bietet die Kulisse für die Uraufführung des "Mitteldeutscher Jedermann" von Bernd Kurt Goetz. Es ist nach 2009 das zweite Mal, dass die COMPAGNIE MAGDEBURG 09 hier in 20 Aufführungen vom 26. Juli bis zum 27. August Sommertheater inszeniert.
Viel sei nicht übrig vom Jedermann-Original, acht bis zehn Zeilen vielleicht, so Gisela Begrich und Bernd Kurt Goetz, die beide für die Regie verantwortlich zeichnen, bei der gestrigen Vorstellung der Inszenierung frei nach Hugo von Hofmannsthal. Das sei auch nicht nötig, denn der Inhalt des Stückes, dessen Ursprünge bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, ist immer und überall aktuell. Da sind die Gier nach Geld und die Abkehr vom Glauben. Während der "schnöde Mammon" weltweit regiert, ist die Abkehr vom Glauben schon eine mitteldeutsche Besonderheit. Deshalb auch "Mitteldeutscher Jedermann".
Die zentrale Frage des Stücks ist die nach dem Sinn des Lebens. Und diese Frage ist bei einem weniger religiös orientierten Publikum, davon geht Bernd Kurt Goetz als Autor, Regisseur und Protagonist aus, beinahe noch wichtiger als im Kreis von Gläubigen. Eine Antwort gibt das Stück nicht, aber das soll es auch nicht.
Ziel ist die Fragestellung, das Nachdenken über die Werte des Lebens im Allgemeinen und des eigenen Lebens im Besonderen.
Es wird ein Abend von großer Ernsthaftigkeit, erklärt Bernd Kurt Goetz lachend, und meint es dennoch genau so. Zusammen mit Christoph Deckbar, der insgesamt zwölf Lieder für die Jedermann-Adaption schrieb und diese auch am Piano darbieten wird, und Kristina Biedermann, die sich um die Bühne und die Kostüme kümmerte, hat die COMPAGNIE MAGDEBURG 09 kaum Aufwand gescheut, um mit sehr viel Professionalität eine Inszenierung in den Dom-Innenhof zu bringen, die allenfalls vom Wetter gestoppt werden kann.
Aber auch da sind die Schauspieler, wie Jens-Uwe Richter als Teufel und Referent, Ekkehard Schwarz als der Tod, Klaus Schaefer, Arbeitsloser und Musikant, Elisabeth Koebcke-Friedrich als Frau des Arbeitslosen, Maren Claus als mondäne Geschäftsfrau und Schwägerin, Annabelle Mierzwa als Bewerberin und als Gewissen, Celine Lochmann als die Buhlschaft, Tobias Hübsch als Schwager und Bote des Himmels und schließlich noch Florian Schreiter als der Sohn Jedermanns, optimistisch, ein Bündnis mit dem Himmel geschlossen zu haben.
Profis wurden vom Theater ausgeliehen
"Eine Schlecht-Wetter-Variante für die rund 180 Zuschauer je Vorstellung gibt es nicht", erklärt Gisela Begrich, und verweist darauf, dass man den Jedermann ohnehin nur unter freiem Himmel oder gar nicht spielen könne. Das hängt auch damit zusammen, dass zu der großen Schauspielerschar sich noch ein Chor, diverses Volk, Personen auf einer Party und ein Mediziner gesellen, ebenso wie eine Schar Kinder.
Letztere versprechen noch eine besondere Überraschung, die aber vor der Premiere noch nicht verraten werden sollte.
Selbst die Statisten sind Profis und wurden vom Theater Magdeburg ausgeliehen. Sollte es dennoch stürmen und regnen, dann sind Ersatzvorstellungen vorgesehen.
Jeweils um 20.30 Uhr ist der Beginn der Vorstellung und auch für ein Glas Wein ist gesorgt, so dass man sich auf einen spannenden Theaterabend freuen kann, bei dem es auch ein wenig gruselig zugehen wird. Dafür sorgt dann bei Dunkelheit der Odem des mittelalterlichen Gemäuers samt Tod, Sense und Glockenschlag zu vormitternächtlicher Stunde.