Kulturkonvent wird im Oktober erstmals tagen / Olaf Zimmermann als Moderator Ein Experiment mit Blick in die Zukunft
Seine Aufgabe als Moderator bezeichnet Olaf Zimmermann als spannend, den Kulturkonvent als Experiment. Zimmermann, seit 1997 Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, wird ab Oktober den vom Landtag einstimmig beschlossenen Kulturkonvent moderieren. Ende 2012 sollen Empfehlungen zur künftigen Entwicklung und Förderung von Kultur in Sachsen-Anhalt vorliegen. Eine gewaltige Aufgabe.
Von Grit Warnat
Magdeburg. Als Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) gestern im Forum Gestaltung den Moderator des Kulturkonvents vorstellte, lobte er vor allem dessen Fähigkeiten als Vermittler. Denn Moderation gehört zur Profession des Olaf Zimmermann.
Immerhin versammelt der Deutsche Kulturrat 234 Bundeskulturverbände verschiedenster künstlerischer Sparten – von der Musik über den Tanz und die bildende Kunst bis hin zu Film und Literatur. "Olaf Zimmermann hat damit auch den Blick für die Breite der Sparten", sagte Dorgerloh sichtlich froh über die Personalie. Außerdem war der Kulturrat-Geschäftsführer jahrelang Mitglied der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland". Diese Kommission hatte in den Jahren 2002 bis 2007 dem Bundestag Empfehlungen zur deutschen Kulturlandschaft zugearbeitet.
Jetzt geht es wieder um Empfehlungen und um eine auf Sachsen-Anhalt gemünzte, ganz ähnlich gelagerte, alles umspannende Frage: Wie soll und kann in Zukunft die reiche Kulturlandschaft aussehen in einem Land, das immer weiter Bewohner verliert, zu dem strukturarme Regionen wie die Altmark gehören und Kommunen sich schmerzlichen Sparkursen ausgesetzt sehen? In all dem ist der Kulturkonvent für Zimmermann ein Experiment, ein "interessantes Modell", das es in dieser Form noch nicht gegeben habe und Modellcharakter haben könne für andere Bundesländer.
Dafür brauche man Ergebnisse., und dafür müsse alles auf den Tisch. Zimmermann wünsche sich eine ehrliche, auch kontroverse Diskussion rund um kulturpolitische Themen, auch mögliche Fusionen und Kooperationen von Kultureinrichtungen, mögliche Trägerwechsel müssen diskutiert werden. "Ich erhoffe mir eine Diskussionskultur, mit der wir so weit wie möglich eine breite Übereinstimmung finden können", sagte Zimmermann und sprach von seinem Wunsch nach einer breiten Konsensfindung. Dann sei die Politik stärker bereit, den Empfehlungen zu folgen.
Das wird alles andere als ein leichter Weg.
Am 19. Oktober wird der Kulturkonvent erstmals im Magdeburger Schauspielhaus zusammenkommen. 36 Mitglieder gehören ihm an – Politiker der Landtagsfraktionen, Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, kirchlicher Einrichtungen, der Wirtschaft und von Verbänden wie dem der Bibliotheken, der Museen, der Bildenden Künstler, der Musikschulen, des Deutschen Bühnenvereins.
Mindestens alle zwei Monate, so ist die Zielsetzung, soll der Konvent zu einer Sitzung zusammenkommen. Nicht hinter verschlossenen Türen, wurde gestern betont. Aber die Sitzungen der untergeordeten Arbeitsgemeinschaften sollen nicht öffentlich stattfinden – um jedwede Offenheit zuzulassen, sozusagen eine schonungslose Diskussion.
Der Konvent entscheidet über die Arbeitsgemeinschaften. Der Wunsch von Zimmermann: kein kunstspezifisches Tagen, sondern querschnittsbezogenes Diskutieren.
Also keine spezielle Arbeitsgemeinschaft, die sich beispielsweise um die Theater im Land kümmert? Zimmermann schüttelt den Kopf.
Ende des nächsten Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Die Zeit drängt – vor allem für die Theater, deren Verträge mit dem Land Ende nächsten Jahres auslaufen. Dorgerloh gestern: Damit der Konvent mit Empfehlungen nicht zu spät komme, solle eine Übergangslösung geschaffen werden und die Theaterverträge um ein Jahr zu bisherigen Konditionen verlängert werden. Die Strukturen der Theater und ihre Finanzierung sind einer von vielen Punkten beim Kulturkonvent. Dorgerloh: "Es wird eine spannende Zeit."
Der Konvent schaut in die Zukunft. Wie lässt er sich davon leiten, was morgen noch finanzierbar ist?
Zimmermann: "Wir müssen uns die Realitäten und die finanziellen Entwicklungen sehr genau anschauen. Wir wollen Antworten in schwieriger Situation finden." Und dann fügt er an: "Wir müssen realistisch sein, aber auch visionär."