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Premiere für Soloprogramm "AutoBiographie" des Kabarettisten Frank Hengstmann Ein Jubiläumsauftritt voller Emotionen

Von Rolf-Dietmar Schmidt 29.10.2011, 04:22

Es war ein Abend der ganz großen Gefühle, bei dem Frank Hengstmann vom Magdeburger Kabarett "... nach Hengstmanns" am Donnerstag bei der Premiere für sein neues Soloprogramm "AutoBiographie" von einem begeisterten Publikum gefeiert wurde.

Magdeburg l Es hatte etwas Symbolhaftes, als Frank Hengstmann als kabarettistisches Urgestein in seiner Paraderolle des "Manni", eines Magdeburger Originals der Neuzeit, mit einem Handstaubsauger zwischen den Zuschauern den Staub aufsaugen wollte, der dem "Protagonisten des Abends in 50 Jahren von den Schultern gerieselt" war.

Während eines halben Jahrhunderts sammelt sich allerhand an, doch eingestaubt ist politische Satire in diesem Hause nicht. Dafür sorgen schon die Söhne Sebastian und Tobias Hengstmann, die für diese Gala zum 50-jährigen Bühnenjubiläum Texte schrieben und Regie führten.

Die Handschrift der Söhne an vielen Stellen lesbar

Am Anfang stand allerdings ein Buch, das Frank Hengstmann mit Blick auf das Jubiläum schrieb und seinen Autos widmete, die ihn jahrein, jahraus von einem Auftritt zum anderen brachten. Das war angesichts der DDR-Autos nicht immer einfach und bot den Stoff für unzählige Anekdoten. So entstand der Titel "AutoBiographie". Warum daraus nicht ein Programm machen, dachte sich der Kabarettist. Entstanden ist allerdings viel mehr als nur eine "AutoBiographie", nämlich herrlich bissiges, politisch-satirisches Kabarett.

Da ist die Handschrift der Söhne an vielen Stellen lesbar. Der "Manni", als Rolle doch recht direkt und derb angelegt, entpuppt sich als feinsinniger, doppeldeutiger, philosophischer und wortspielerisch hantierender Feingeist der Magdeburger Mundart. Einen solchen "Manni" gab es wohl noch nicht. Frank Hengstmann dürfte sich damit selbst eines der schönsten Jubiläumsgeschenke gemacht haben.

Während der erste Teil des Programms "Manni" vorbehalten ist, der die Lesung des Buchautors Hengstmann vorbereitet, agiert im zweiten Teil eben dieser im feinen Anzug. Beide Teile beschränken sich aber bei weitem nicht auf einen Rückblick auf fünf Jahrzehnte Kleinkunst, sondern verteilen gleichzeitig kräftige Satirehiebe auf das politische und finanztechnische Zeitgeschehen.

Da wird festgestellt, dass in Baden-Württemberg die CDU länger als die SED in der DDR regiert hat. Nun ging sie baden, während die Württemberg in Magdeburg steht, deshalb Baden-Württemberg. Oder die erneute Vereinigung von Linken und SPD, diesmal in Magdeburg. Wenn sich die beiden Marschblöcke am Plättbolzen des Hasselbachplatzes treffen, wird die SPD von Wahl-Magdeburger Sigmar Gabriel angeführt.

Ein Wahl-Magdeburger und regionale Politiker

Frank Hengstmann kann aber auch ganz anders. Bei seinem Lied "Mein kleiner grüner Joschka" oder den sarkastisch-bitteren Zeilen zu Afghanistan wird man sehr nachdenklich. Die regionalen Politiker bekommen natürlich auch ihr Fett, wenn es unter anderem in einem Gedicht heißt: "Die innere Sicherheit wird nicht geächtet, sie wird stahlgeknechtet".

Das Programm voller Emotionen spannt schließlich den Bogen zur Geschichte vom "Rot-weißen Bus der Marke Ikarus", einer gekonnt verpackten Hommage an die Liebe seines Lebens, seine Frau Kristina. Damit schließt sich wieder der Kreis zu seinem Bühnenjubiläum, denn sie hat er in ganz jungen Jahren bei Kabarettproben kennengelernt.

Stehende Ovationen waren der Lohn für dieses im besten Sinn des Kabaretts mit dem Florett ausgetragene Wortgefecht.

Und der Wunsch des Jubilars? Möge Hengstmanns Kabarett in den nächsten 400 Jahren so etwas werden wie die Millowitsch-Dynastie in Köln. Die ersten 50 Jahre sind bereits erfolgreich geschafft.