Antje Scharfe stellt in der Galerie "Himmelreich" ein Potpourri ihrer keramischen Arbeiten aus Ein Spiel mit Erinnerung und Assoziation
Potpourri kommt aus dem Französischen. Das Wort bedeutet so viel wie Allerlei, bunte Mischung. Duftende Blüten oder musikalische Abfolgen werden gern damit bezeichnet. Antje Scharfe stellt ihre Exposition mit keramischen Arbeiten unter dieses Motto.
Magdeburg l Die Künstlerin trifft damit den Nagel auf den Kopf. Ihre umfassende Werkschau in der Magdeburger Galerie "Himmelreich", noch zu sehen bis zum 2. November, versprüht gelassene Leichtigkeit und den Willen zu fabulieren. Da steht keine klassische Vase, wenige Gefäße geben sich eher traditionell. Ansonsten sind es viele zarte, fast zerbrechlich anmutende Zusammenfügungen von Antje Scharfe, die seit fünf Jahren wieder in Zepernick lebt und arbeitet. Zwischen 1994 und 2007 war sie fest in die hallesche Burg Giebichenstein eingebunden. Dort hatte sie 1979 ihr Diplom erworben und kam dann zurück, um die Fachrichtung Plastik/Keramik zu leiten.
Der Umgang mit dem Material macht dem Betrachter Freude. Es sind Bilder, die "aufgebaut" werden, collagenhafte Zusammenfügungen, verbunden mit ornamentalem Schmuck, manches wirkt wie eine skizzenhafte Zeichnung auf einer keramischen Fläche. Für die bereits erwähnte klassische Vase findet Scharfe ihre ganz individuelle Lösung. Bei ihr bekommt das Objekt ein scheinbar zweidimensionales Äußeres, darin befindet sich fast versteckt der eigentliche Kern zum Aufnehmen von Blumen oder Zweigen. Überhaupt - Scharfes Liebe scheint dem Gefäß zu gehören.
Es taucht mannigfach stets aufs Neue auf - als Krug, Vase, Schale, Flasche ... Dann werden nur wenige Millimeter dicke Flächen zu einem Ganzen vereinigt, es entstehen Stillleben, die die Grenze von der Zwei- zur Dreidimensionalität verschmelzen lassen.
"Für mich war Keramik immer eine stufenlos mischbare Materialwelt zwischen Beton und Glas und das Material, mit dem man fast alles machen kann, auch Häuser bauen. Gefäße - nützlich oder kultisch - sind aus der Keramik natürlich nicht mehr wegzudenken", beschreibt die Künstlerin ihr Herangehen selbst. Und sie ergänzt: "Es ist ein fröhliches Experiment zwischen Küchenschrank und Museum, die Kategorien der Kunsthistoriker bewusst unterlaufend. Es ist das Spiel mit Ursache und Wirkung, mit Erinnerung und Assoziation. Die Versuchsanordnung könnte heißen: ,Verschiebung der Nützlichkeit eines Gefäßes von der Hand zu Herz zu Hirn\'."
Das zu erleben, sich auf dieses Fabulieren einzustellen, lässt die aktuelle Exposition im "Himmelreich" zu einer der besten dieses Jahres werden, ohne den Wert der anderen schmälern zu wollen. Doch neue Sichtweisen, Experimentierfreude und verblüffendes Kombinieren zeigen ein Werk, das in gewisser Weise heiter stimmen kann. Der "Lichtkasten" lässt das alles in einem sichtbar werden. Aus vermeintlich nutzlosen Ofenkacheln werden nach einer Drehung um 180 Grad Bilderrahmen, die Antje Scharfe mit noch filigraneren Strukturen ausfüllt. Ansehen? Ansehen!