1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Ein ungewöhnliches Leben voller Musik

Premiere von "Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten" am Theater der Altmark Stendal Ein ungewöhnliches Leben voller Musik

Von Birgit Tyllack 01.10.2012, 01:27

"Solange du eine gute Geschichte auf Lager hast und jemanden, dem du sie erzählen kannst, bist du noch nicht am Ende", sagt Novecento. Leider endet sie nach sehr kurzen 90 Minuten doch, die Geschichte des Ozeanpianisten. Die Premieren-Zuschauer im Kleinen Haus des Theaters der Altmark hätten gern noch mehr gehört.

Stendal l Trompeter Tim Tooney hat eine seltsame, fesselnde Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte von seinem Freund Danny Boodmann T. D. Lemon Novecento, an Deck der "Virginian" geboren und auf dem Piano im Ballsaal zurückgelassen. Matrose Danny Boodmann findet den Säugling in einer Zitronenkiste, kurz nach Beginn des Jahres 1900 - was den Namen erklärt.

Novecento bleibt an Bord, überquert fünf- bis sechsmal im Jahr den Ozean und betritt nie das feste Land. Plötzlich, kein Mensch weiß warum, kann er Klavier spielen. Aber nicht nur irgendwie. Nein! Er spielt Musik, die zuvor noch nie vernommen wurde und jeden zu Tränen rührt.

Auch wenn Novecento selbst nie das Festland betritt ("Die Welt ist ein zu großes Schiff"), sein Ruhm erreicht es schon. Und so kommt es, dass eines Tages Jelly Roll Morton, der "Erfinder des Jazz", an Bord kommt und ihn zum Duell an den Tasten fordert. Der berühmte Morton, der Mann mit den "Händen wie Schmetterlinge", trifft auf einen Mann, der zunächst nicht weiß, was ein Duell ist. Doch dann: "Du hast es nicht anders gewollt, du Scheißpianist!" Das Duell ist sicherlich einer der Höhepunkte dieser wunderbaren Geschichte.

In der Novelle "Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten" von Alessandro Baricco geht es um einen ungewöhnlichen Menschen und dessen ungewöhnliches Leben, aber auch um Freundschaft, Leidenschaft, Träume und Sehnsüchte. Und immer um Musik. Dazu passend hat Musical- und Filmkomponist Charles Kalman Bariccos Erzählung mit Musik und Chansons ausgestattet. Herausgekommen ist ein Ein-Mann-Musical.

In Stendal sind es zwei Personen auf der Bühne: Gero Wiest am Klavier und Florian Kleine als Tim Tooney.

Zwei Leute nur auf einer sparsam eingerichteten Bühne. Doch das ist schnell vergessen, denn diese beiden füllen den gesamten Raum. Wiest mit seinem schönen Klavierspiel und Kleine mit seiner unglaublichen Wandelbarkeit, seiner Präsenz und seiner wunderschönen Stimme.

Sicher bewegt er sich zwischen ganz lauten und leisen, melancholischen Tönen hin und her. Ist mal zum Schmunzeln witzig, mal zum Brüllen komisch, nur um im nächsten Moment ganz anrührend zu werden. Schauspielerisch und gesanglich absolut überzeugend und begeisternd.

Regie führte bei dieser tollen Inszenierung Cordula Jung; Sofia Mazzoni zeichnet für die stimmige Ausstattung verantwortlich. Das Stück hat das Zeug zum Publikumsrenner. "Novecento" ist rundum gelungen.

Nächste Aufführungen: 13. und 27. Oktober, 19.30 Uhr, Kleines Haus, Stendal