1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Eine Bastel-Macke und andere Spinnereien

Im Theater an der Angel wird für das Sommerstück "Le dÎner de cons" geprobt Eine Bastel-Macke und andere Spinnereien

Von Grit Warnat 29.06.2012, 05:14

Im Kräutergarten gedeiht das Grün, in der Orangerie ist der Tisch festlich eingedeckt und im Theater wird geprobt - alles für das Sommerstück "Le dÎner de cons" des Theaters an der Angel.

Magdeburg l Goldfarbene Sessel auf der Bühne, Gemälde schmücken die Wände, gerüschte Gardinen vor den Fenstern. Nobel lebt Monsieur Brochant, der Geschäftsmann. Hätte er bloß nicht diesen Hexenschuss, der ihn so unbeweglich und somit zum hilflosen Opfer von Monsieur Pignon macht. Dabei wollte er mit diesem Pignon punkten - bei einem Essen mit befreundeten Geschäftsleuten. Man hatte sich verabredet und ein Spiel zur Belustigung ausgeheckt: Wer den größten Spinner mitbringt, der hat gewonnen. Doch nun der Hexenschuss, die Partyabsage und dieser Pignon, der vor der Tür steht.

Matthias Engel spielt Brochant, Thomas Mette Monsieur Pignon, den Mann mit der besonderen Bastel-Macke, der aus vielen Streichhölzern und mit großer Inbrunst die Golden Gate Bridge oder den Eiffelturm nachbaut. Zündholz für Zündholz.

"Jeder von uns hat doch einen Spleen", sagt der Schauspieler und erzählt von seiner Leidenschaft, Autobahnen durch sein Haus zu bauen - und das so durchdacht, dass der Kühlschrank jederzeit angehoben werden könne, um der Autostrecke Platz zu machen. Sieht er sich mit dieser Marotte besonders prädestiniert für diese Rolle? "Ja, schon", sagt Mette und schmunzelt.

Dass sich das Theater an der Angel für den französischen Titel "Le dÎner de cons" entschieden hat, hat nicht nur etwas mit der Frankreich-Affinität von Ines Lacroix und Matthias Engel zu tun. Mit der Übersetzung "Dinner für Spinner" tut sich das Team schwer. Das Wort Spinner werte ab, sei zu negativ besetzt. "Es hat ja einen Grund, wenn sich jemand entscheidet, sein ganzes Leben lang mit Streichhölzern zu verbringen", sagt Matthias Engel und philosophiert, was Menschen durch Erlebnisse so geprägt haben könnte. Pignon sei kein Spinner, viel eher ein Sonderling, ein Außenseiter. "Man kann genauso sagen, dass Brochant ein Spinner ist, weil der sich so ein fieses Spiel ausgedacht hat", wirft Ines Lacroix ein.

"Le dÎner de cons" von Francois Veber wurde 1993 uraufgeführt und zweimal verfilmt. Das Theater an der Angel bietet das Stück als französische Komödie in drei Gängen an. Eingriffe in die Handlungsstruktur verneint Peter Wittig, Regisseur und langjähriger Theaterfreund. "Das ist nicht nötig." Das Stück sei temporeich und wortwitzig und mit viel Situationskomik gespickt. Die Rahmenhandlung aber sei anders, so wie es an diesem Hause üblich sei, sagt Wittig. Und so wird der Einlass zur Vorspeise, ab 20.30 Uhr das Hauptgericht gereicht.

Premiere ist am 7. Juli. Gespielt wird bis zum 29. Juli und vom 8. bis zum 25. August außer montags und dienstags.