Kunstwerkstatt im Buckauer Engpass zeigt Arbeiten von Paul Ghandi und Martin Müller Eine Hommage an die Schönheit der Frau
Welche Ergebnisse entstehen, wenn zwei Künstler, die eine flammende Leidenschaft teilen, diese in gemeinschaftlichen Werken zum Ausdruck bringen, zeigt die derzeitige Ausstellung "Fornamentik" in der Kunstwerkstatt im Buckauer Engpass. Die Künstler: Bildhauer und Maler Paul Ghandi und Fotograf Martin Müller. Ihre Leidenschaft: weibliche Rundungen.
Magdeburg l Nach zwei Wandkalendern (2009 2010) und dem Notizbuch-Kalender in Postkartengröße (2011) ist die Zeit gegen Ende des Jahres reif für eine Fortführung der "Fornamentik"-Reihe. Wieder ist ein Kalender entstanden, diesmal jedoch nicht für ein bestimmtes Jahr ausgelegt, sondern einer für feste Termine wie Geburtstage, Jahrestage und andere wiederkehrende Ereignisse.
Der Terminus Fornamentik, eine Zusammensetzung aus Fotografie und Ornamentik, ist auch diesmal wieder Programm und so zeigt die Ausstellung zum Kalender in der kleinen Buckauer Galerie 14 mit Ornamenten und Formen überzeichnete Ablichtungen - einige Originale der gedruckten Versionen aus dem Kalender sowie weitere Unikate.
Wieder sind ausnahmslos Frauen zum Motiv erkoren - und das ist nach Aussagen der beiden Künstler auch gar nicht anders möglich: "Der weibliche Körper ist eben der ästhetischere. Für uns sind feminine Formen Kunstwerke der Natur." Der Fornamentik-Gedanke wurde bereits 2007 geboren, als sich beide Künstler bei einer Fotoausstellung von Müller kennenlernten. Von Paul Ghandis Idee, Aktfotografien zu überzeichnen, zeigte sich Müller angetan und es dauerte nicht lange, bis sie in die Tat umgesetzt war.
Anfänglich stellten sich Freundinnen der beiden als Modelle zur Verfügung. Da sich jedoch nicht jede Bekannte vor der Kamera entblättert, wurden bald auch Modelkarteien aus dem Internet als Quelle genutzt. Klar müssen auch immer wieder Zweifel von Seiten der Frauen ausgeräumt werden, jedoch seien alle relativ schnell von der künstlerischen Ausrichtung des Projektes überzeugt.
Im Vorfeld steht einzig die Umgebung fest
"Unsere Arbeit wird nicht als reine Abbildung von Akten begriffen, sondern als eine Kunstform", erzählt Müller und erklärt den Entstehungsprozess der Bilder: Im Vorfeld würden weder Posen noch Mimik abgesprochen, einzig die Umgebung stehe fest. Und diese sollte - ebenso wie die Frau - so natürlich wie möglich wirken, denn erst der Prozess der Überzeichnung bringe das Künstliche ins Bild. Nach dem Fotografieren wählt Müller Aufnahmen aus, die auf Zeichenkarton gedruckt werden. Dieses Material weise die nötigen Eigenschaften wie Saugfähigkeit und den rechten Abrieb für die Bearbeitung mit Kohle und Bleistift auf.
Dann werden die Drucke in Ghandis Atelier überzeichnet. Bis zu acht Stunden kann es dauern, bis die vorgegebene Körper- und Umgebungsform zeichnerisch weitergedacht und ein völlig neues Bild entstanden ist.
"Beim späteren Austausch ist es dann immer wieder faszinierend, die eigene Aufnahme neu zu entdecken", so der Fotograf. Von Paul Ghandi dazu angeregt, nimmt nun auch Müller den Stift in die Hand und fügt seinem Ausgangsmaterial eine eigene Note hinzu. Anders als Ghandi, der vorwiegend Kohle, Bleistift und Kreide nutzt, geht Müller auch mit Pigment-Liner und Ölkreidestiften ans Werk.
Die Ergebnisse - noch bis zum 15. November in der Ausstellung - zeigen auch im vierten Fornamentik-Jahr wieder eine Weiterentwicklung und präsentieren sich in einer ausgesprochen filigranen Feinheit - ein kleines Fest für das Auge, ausdrucksstark und gefühlvoll, ein Liebeslied über die weibliche Anmut.