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Magdeburger Schauspieler Matthias Engel vom Theater an der Angel wird morgen 50 Eine Leidenschaft fürs Bühnenspiel

Von Grit Warnat 11.05.2013, 03:19

12. Mai, Theater an der Angel, geschlossene Veranstaltung. Schauspieler und Theatermann Matthias Engel feiert seinen 50. Geburtstag - mit einem Liederprogramm für seine Freunde und Weggefährten.

Magdeburg l Matthias Engel sitzt im Plüschsessel in der Bibliothek des Hauses. Sein Blick schweift über die Elbe, er trinkt Kaffee und steckt sich eine Zigarette an. Er wirkt nachdenklich. "Ist das nicht ein unglaublich schönes Leben", sagt er dann und meint es nicht als Frage.

Ein charmant- nostalgisch-beherztes Theaterhaus

Matthias Engel ist Schauspieler. Vor 22 Jahren hat er mit Ines Lacroix das Theater an der Angel gegründet, seit zwölf Jahren bespielen und beleben beide auf ihre charmant-nostalgisch-beherzte Art die alte Villa in der Zollstraße 19.

Das Haus, privat geführt, hat viele Stammgäste. Die fühlen sich wohl dort, sie genießen Theater in außergewöhnlichem Ambiente, haben Schauspieler-Gespräche nach den Aufführungen. Matthias Engel mischt sich immer unsers Gästevolk. Man kann gut mit ihm plaudern übers Haus, die Schauspielerei, die große und kleine Politik, die nächsten theatralen Vorhaben, den Garten rund um die Villa, den er höchstpersönlich hegt und pflegt. In den vergangenen Wochen war das ob der Fülle der Arbeit auch mit körperlichem Stress verbunden, trotzdem gärtnert Matthias Engel gern. Aber Gärtner ist er nie geworden.

Dabei hätten seine Eltern das gern gesehen. In Olvenstedt, damals noch ein Dorf, bewirtschafteten sie eine Gärtnerei. Zierpflanzenbau. Auflagen der Ämter, viel Arbeit, erinnert sich der Magdeburger. Sein eigentlicher Lebenssinn lag aber nicht bei Nelken und Rosen, sondern hinter dem Kohlehaufen der Gärtnerei, dort versteckte er sich, las Bücher. "Ich habe mir die Welt schöngelesen", sagt er.

Bewegte und bewegende Zeiten in der Jugend

Die Welt, das war die DDR in ihrer Enge. Er durfte nicht zur "Penne", ging nach Potsdam-Hermannswerder aufs nicht staatlich anerkannte Kirchliche Oberseminar. Beschauliche Lernzeit war das für ihn nicht. "Es war Sturm und Drang", erinnert sich der heute 49-Jährige. Er flog von der Schule, verweigerte den Wehrdienst, ging nach Berlin. Seine Eltern holten ihn zurück nach Magdeburg.

All diese Erinnerungen kommen hoch, wenn er erzählt von seinem Leben. Das waren bewegte Zeiten, sagt er rückblickend. Für ihn und für seine Eltern. Bewegt und bewegend waren auch seine Jahre bei den Pfeifferschen Stiftungen, Engel wurde Krankenpfleger und lernte nicht nur das DDR-Gesundheitssystem kennen, sondern auch, wie gut es sich anfühlt, für andere da zu sein.

Nebenbei hat er da schon längst Theater gespielt, meist mit Puppen, reiste durch die Clubszene der DDR. Elke Schneider, einst Intendantin des Magdeburger Puppentheaters, wurde auf ihn aufmerksam, gab ihm seinen ersten Vertrag. Engel wurde Schauspieler. Und blieb es bis heute.

Großer Traum von einer eigenen Spielstätte

Es ist wohl das Sehnen nach Freisein, nach Selbstverwirklichung, das ihn auf die Bühne zog, das ihn dort hielt. Der Magdeburger hatte immer seinen eigenen Kopf. Für Eltern, für Weggefährten sei das nicht immer einfach gewesen, weiß er. Für Partnerin Ines Lacroix auch nicht. Sie hatte Matti in Magdeburg kennengelernt, in der Zollstraße, nur wenige Meter entfernt vom heutigen Theater-Domizil, hatte er seinen Proberaum. Beide hatten und haben die Leidenschaft fürs Bühnenspiel, beide den großen Traum von einer eigenen Spielstätte. Sie haben ihn gemeinsam verwirklicht.

Das Publikum liebt sie für diesen Mut, ihren Idealismus, die Ideen und ihr Spiel und beschenkt sie mit ausverkauften Vorstellungen. Volles Haus, Beifall. Die Abende auf der Bühne in der Theatervilla sind für beide die Höhepunkte des Tages.

Zum 50. Geburtstag - wie sollte es anders sein - steht Matthias Engel auf diesen Brettern, die die Welt bedeuten. Befreundete Musiker werden ihn begleiten bei seinem Liederprogramm. Er nennt es einen ganz persönlichen Rückblick. Ein Lied ist seinen Eltern gewidmet.

Und vor ihm werden all jene sitzen, die ihn mögen, schätzen und ihn weiter auf dieser Bühne sehen wollen.