Festwochenende zum 200. Geburtstag Richard Wagners mit der Oper "Tristan und Isolde" Eine Premiere für Künstler und Gäste
In diesen Wochen kommt wohl kaum jemand an Richard Wagner vorbei, denn im Mai jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal. In Magdeburg schrieb der Komponist seine erste große Oper, "Das Liebesverbot"; ein gewichtiger Grund für das Theater, sich der "Wagnerschwemme" anzuschließen. Die Wahl fiel auf "Tristan und Isolde".
Magdeburg l Vor mehr als 70 Jahren konnte man "Tristan" zum letzten Mal in Magdeburg erleben. Eine Entscheidung für gerade diese Wagneroper führt also eine Linie fort, die das Theater zum Beispiel mit "Werther" oder "Maria Stuart" verfolgt: Es bietet den Besuchern neben gängigen Repertoire-Opern Werke an, die selten oder noch nie auf den Bühnen der Bördemetropole zu sehen waren.
Natürlich gibt es noch weitere Überlegungen, die Generalintendantin Karen Stone so umreißt: "Wir haben uns für ein Werk entschieden, das Wagner auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft zeigt. "Tristan und Isolde" ist musikalisch einfach hervorragend und hat für unser Theater außerdem den Vorteil, dass wir es - abgesehen von den beiden Titelpartien - vollständig aus unserem Ensemble besetzen können und auch keine großen Chormassen zusätzlich engagieren müssen. Bei der Stückauswahl hat mich auch die Verbindung zum anderen großen Jubilar - Verdi - geleitet. Sowohl Wagners "Tristan" als auch die Verdi-Oper, die wir im Herbst produzieren werden, wurde 1865 uraufgeführt - eine sehr spannende historische Epoche."
Für die Inszenierung konnte Karen Stone Stephen Lawless gewinnen. Der englische Regisseur gehört zu jenen, die auf den großen Opernbühnen der Welt zu Hause sind. Er arbeitete unter anderem an der Wiener Staatsoper, am La Fenice in Venedig und an der Metropolitan Opera in New York.
Was reizt ihn, Wagners "Tristan und Isolde" ausgerechnet in Magdeburg, an einem Stadttheater, zu inszenieren? Die Antwort kommt prompt und ist so verblüffend wie einfach: "Die Bedingungen sind optimal. Ein kleines Haus eignet sich hervorragend für ein Kammerspiel wie ¿Tristan und Isolde\'. Und die Kontakte zwischen Bühne und Publikum sind enger als in einem überdimensionierten Saal. Außerdem liebe ich das deutsche Stadttheater. Das gibt es sonst nirgends in der Welt mehr. Da stehen Leute auf der Bühne, die in vielen Vorstellungen zusammen spielen. Das schafft eine große künstlerische Vertrautheit. Ich arbeite gern mit einem Ensemble. Nur die Armenierin Hasmik Papian und der Österreicher Roman Sadnik, die beiden Sänger, die die Titelpartien singen, kommen nicht aus der hauseigenen Truppe."
"Die intensivste und intimste Oper Wagners"
Der Engländer inszeniert "Tristan und Isolde" zum ersten Mal. Spannend dürfte für das gesamte Team sein, dass hier eine Gruppe von hochkarätigen Künstlern aufeinandertrifft, die ihre erste "Tristan"-Aufführung auf die Bühne bringen, denn weder Generalmusikdirektor Kimbo Ishii-Eto, der den Abend dirigiert, noch Hasmik Papian und Roman Sadnik hatten bisher die Chance, das Wagnersche Werk als gesamtes theatralisches Ereignis zu erarbeiten. Entsprechend groß sind die Erwartung und die Spannung.
Spannend nennt der Regisseur auch die Oper selbst. Im Gespräch fällt sogar der Name Hitchcock. Und das im Zusammenhang mit "Tristan und Isolde", einem Werk, das manchen als langweilig gilt. "Langweilig eben nicht, lang schon. Das ist die Kunst, die Spannung bis zum Schluss zu halten, und es ist die große Herausforderung an den Regisseur, den Sängern dabei zu helfen", erklärt Stephen Lawless.
Er werde sich in der Arbeit sorgfältig auf die Figuren und ihre Beziehungen konzentrieren. Unnötiges Beiwerk werde er vermeiden, und er rühmt die perfekte Verbindung von Text und Musik und die genaue Dramaturgie Wagners. "¿Tristan und Isolde\' ist ein einmaliges Stück. Es ist die extremste, intensivste und intimste Oper Wagners. Sie erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die lieber sterben wollen als ohne Liebe leben. Das ist total ergreifend und existenziell."