Der Maler Jürgen Raiber aus Leipzig stellt in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" aus Eine schwere Verletzung prägt seine Bilder
Kantig, scheinbar verletzt und dann doch wieder heiter. Das Gegensätzliche im Werk von Jürgen Raiber zieht sich an. Die Ausstellung "Bittersüß" in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" übt einen eigentümlichen Reiz auf den Besucher aus.
Magdeburg l Bis zum 29. Juni bietet die Schau Einblicke in die Seelenwelt ihres Schöpfers. Der ist auf der Suche, rastlos stellt er die menschliche Figur in den Mittelpunkt. Mit ihr geht er gekonnt um, drückt seine Gefühle aus. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer Verletzungen wirken, wie sie beeinflussen, wie prägend sie sein können.
Ein Unfall mit einer schweren Wirbelsäulenverletzung brachte ihm die persönliche Erkenntnis überdeutlich. Die Arbeiten sind bis heute davon geprägt, geben sich rau, nachdenklich, hilflos. Vor zwei Jahren artikulierten Betrachter bei einer Exposition in einem Leipziger Forschungszentrum Proteste.
Nur sein eigenes Schicksal prägt die künstlerische Arbeit
Nein, so traurig, so depressiv dürfe Kunst nicht sein, hieß es. Abhängen sah der eine oder andere als eigentliche Lösung. Raiber war getroffen, erinnerte sich an die DDR. Nichts anderes als sein eigenes Schicksal prägt die Arbeiten, ganz persönlich und damit authentisch sind die Objekte und Bilder. Ob sie aufregen oder anregen, das ist die Sache des Betrachters.
Körper, die leiden, eingeschnürt sind in Bandagen, dann wieder Skelette, keine leichte Kost, aber ehrlich und voller Emotionen. Kurz und knapp gibt er seinen Stücken einen Titel. Auch da erweist sich Raiber als schnörkellos. Gerippe, Roter Knochenmann oder schlicht Inge stehen auf der Exponatliste.
Sein "Selbstporträt" aus dem Jahre 2011 bringt die unterschiedlichen Elemente zusammen. In der Darstellung fließen gestalterische Elemente in einer Collage zusammen. Der Künstler in seiner Jacke ist eingezwängt in einer zweiten Hülle. Die scheint die Beweglichkeit einzuschränken, erinnert mit skelettartigen Elementen an die Hilflosigkeit eines schwer Erkrankten.
Mit der Kettensäge aus dem Stamm gearbeitet
Diese Sichtweisen wiederholen sich, prägen andere Bilder. Dann stehen die Gegensätze im gleichen Galerieraum. Holzskulpturen, teilweise mit der Kettensäge aus dem Stamm gearbeitet, geben sich viel freundlicher. Strahlen Lockerheit aus, wollen gleichsam versöhnen. Die blonde "Inge" wetteifert mit "Rotkäppchen" um die Bewunderer. Mit "Tri-tra-trallala" findet die Überhöhung der Fröhlichkeit ihr Meisterstück.
Da lacht kein Clown unvoreingenommen und aus vollem Herzen. Ganz im Gegenteil, es ist eine bittere Geste, die von der Figur ausgeht.
Die Personalausstellung stellt einen Mann vor, der eine fundierte künstlerische Ausbildung absolviert hat. In den 1989er Jahren studierte Raiber an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und war dort Meisterschüler bei Professor Werner Tübke. Bildhauerei studierte er an der hallischen Burg Giebichenstein bei Professor Bernd Göbel.
Der 1957 geborene Künstler lebt und arbeitet heute im Landkreis Leipzig.