Theater Einmal Rumkugeln, bitte ...
„Einmal Rumkugeln, bitte …!“ heißt das aktuelle Stück der Magdeburger „Nachtschwärmer“.
Magdeburg l Die Sammelleidenschaft der Akteure ist erstaunlich. Mit Akribie tragen sie über Monate Musiktitel zusammen, die weihnachtliches Flair verbreiten oder die sich mit ein wenig Chuzpe für ihr eigenes Festtagsbild umschreiben lassen. Von Anfang an geht es nur ansatzweise um die klassische Besinnlichkeit, sondern um eine leicht ironische Einstimmung, die Hektik und Verirrungen rund um Tannenbaum, Geschenke, Plätzchen und Familie mit einem Augenzwinkern und Kritik aufs Korn nimmt.
„Aquarius“ aus dem Musical „Hair“ bringt einen gelungenen Einstig. Matthias Krizek, Ulrike Nocker und Oliver Vogt schweben in Hippie-Kostümen regelrecht auf die Spielfläche und stellen fest: „Die Erde regiert die Weihnachtszeit.“ Dabei regiert die Tontechnik mit, lässt den Auftakt des Abends leise und schwach erscheinen, doch nur für wenige Minuten.
Dann schlägt Texter Peter Hofmann zur Musik „Boogie Wonderland“ von Earth, Wind & Fire den Bogen zu Umweltproblemen und stellt fest, dass grauer Himmel und Regen zunehmend das Fest prägen. Der Winter fällt wieder einmal aus.
An solchen Stellen zeigt das Programm Tiefe, die immer ein wenig hinter der Fröhlichkeit der Darsteller entdeckt werden will. Regisseur Knut Müller-Ehrecke beweist sein Gespür für solche Momente. Ihm gelingt es, die unterschiedlichsten Elemente zusammenzuführen, das Programm mit seinen vielfältigen musikalischen Bestandteilen, vom Schlager bis zum Rap, sehens- und hörenswert zu formen.
Ulrike Nocker hat diesmal gleich mehrfach zum Stift gegriffen – auch Müller-Ehrecke und Krizek taten es ihr gleich – und eigenständige Titel geschaffen. Schlager von Andrea Berg, Helene Fischer und Gitte Haenning verbindet sie wie ein Puzzle zu einem einzigen Song, den sie im sexy Kostüm auch noch toll präsentiert. Matthias Krizek beweist sich als Jemand, der bekannte Titel völlig individuell neu interpretiert. „Leise“ von Wise Guys steht dafür beispielhaft. Sehr emotional wünscht sich der Sänger eine Freundin, die einmal leise ist, ihn auch zu Wort kommen lässt.
Dann springt der Funke bei der Adaption eines ABBA-Songs über. Der „Super Puter“ kommt dank seiner ungewöhnlichen Zubereitung mittels Schweißbrenner als verkohlter Vogel auf den Tisch. Die drei Nachtschwärmer beweisen damit ihre Spielfreude. Auch der Mann am Klavier, Oliver Vogt, bringt sich mit Gesang ein. Der ausgebildete Chorleiter weiß mit „Single Bells“ zu überzeugen, berichtet von seiner vergeblichen Partnersuche am Heiligen Abend im Internet. Beim achten Weihnachtsspektakel gehört der Auftritt von Smutje Toralf Rosenthal traditionell dazu. Er offeriert einen speziellen Weihnachtsdrink mit einer Rumkugel und steht dabei als „lebender Weihnachtsbaum“ bunt erleuchtet hinter dem Tresen des MS „Marco Polo“. Ein ganzes Schiff in Feierlaune. Diesmal allerdings fehlte den „Nachtschwärmern“ die verbindende Handlung, eine kleine Geschichte, die dem Programm als Klammer ein Sahnehäubchen aufgesetzt hätte.
Karten für das Weihnachtsspektakel gibt es unter Telefon 01805/ 23 09 57 von Montag bis Feitag, 10 bis 15 Uhr. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter www.theaterschiff magdeburg.com.