Nordharzer Städtebundtheater zeigt "Der Zauberer von Oss" auf der Naturbühne Thale Farbenfroh und zauberhaft: Hier gibt es viel zu entdecken
Im Harzer Bergtheater Thale hatte am Sonnabend das Kindermusical "Der Zauberer von Oss" in einer Inszenierung von Jaroslaw Jurasz vom Nordharzer Städtebundtheater Premiere.
Thale. Das Märchen "Der Zauberer von Oz" des US-Amerikaners Lyman Frank Baum erschien im Jahr 1900 und ist seitdem nicht nur Lieblingsmärchen aller Kinder weltweit geworden, sondern auch in zahlreichen Filmen, Revuen, Bühnenstücken und Nacherzählungen bearbeitet worden.
Am berühmtesten wurde der Film von 1939 mit Judy Garland. Aus diesem Film stammt auch das bekannteste Musikstück "Somewhere over the Rainbow" von Edgar Y. Harburg und Harold Arlen. Angelehnt an diesen Musikfilm und mit Anleihen aus Broadway-Produktionen des Zaubermärchens wurde im Nordharzer Städtebundtheater für die Naturbühne des Bergtheaters Thale ein Musical für Kinder und Erwachsene entwickelt. Es hatte am Samstagnachmittag Premiere.
Die Märchengeschichte selbst ist ganz geradlinig und ohne größere Abschweifungen, aber mit gut durchdachten, knappen Dialogen erzählt worden, und dennoch gab es sehr viel zu entdecken. Schwerpunkt des Märchens waren Musik und Tänze und Ausstattung. Dazu hatte das Theater eine ganz große Besetzung aufgeboten. Unter der musikalischen Leitung spielte das Orchester live aus einem "Orchestergraben" und die Hauptrollen waren durchweg mit guten Sängern besetzt.
Das Mädchen Dorothee sang und spielte Amani Robinson, die in jeder Hinsicht überzeugte. Sie wirkte ebenso neugierig wie verträumt und war sogleich der Liebling aller Zuschauerkinder wie sie natürlich auch alle Spielfiguren sogleich überzeugte. Den Scheuch gab Ingo Wasikowski, der nicht nur auf der Suche nach einem Gehirn äußerst pfiffig zu Werke ging, sondern auch sehr schön wandlungsfähig zu singen verstand.
In dem wunderschönen Kostüm des Blechmannes verbarg sich Gijs Nijkamp, sowohl stimmlich als auch spielerisch außerordentlich eindrucksvoll und natürlich herzlich, und der ängstliche Löwe mit seiner fantastischen Mähne war Xiaotong Han, dessen schöner Tenor weinend um Courage jammert und sich zum mutigen Löwengebrüll aufschwingen konnte. Gerlind Schröder sang und spielte die gute Zauberin des Nordens, welche zum Beispiel die eigenartigen Zitterschnecks zu sich holte und damit die Wanderer auf dem gelben Backsteinweg davor beschützte, immerzu tanzen zu müssen. Die Zitterschnecks wurden auf den sehr nördlichen Schwanensee verführt und tanzten dort nun nach Tschaikowski-Musik. Eine sehr gelungene Adaption, die es am Broadway auch gegeben hatte.
Nun musste noch die böse Hexe des Westens besiegt werden. Sie wurde von Marlies Sturm verkörpert, wunderbar dämonisch, aber dann doch nicht mächtig genug, sich der Helden zu erwehren.
Und die Titelrolle? Der Zauberer von Oss verbirgt sich hinter verschiedenen Masken und spricht mit einer wahrlich Furcht erregenden Stimme, und diese stammt von Edith Jeschke, die gerade ihr 50. Bühnenjubiläum begehen konnte.
Sie beeindruckt und überzeugt auch hier.
Wunderbare Tänze, zauberhafte Kostüme
Das Schönste aber an der ganzen Inszenierung sind die wunderbar choreografierten Tänze und die zauberhaften, farbenfrohen Kostüme.
Zu Dorothees schönem Regenbogenlied zum Beispiel tanzen graue Regenwolken, aus denen die Farben mit langen Bändern sich zur Himmelsbrücke formen. Die Bewohner des Landes Oss sind immer fröhlich, und sie tanzen ausgelassen um das segensreiche Häuschen aus Kansas herum. Sehr schön auch die Soldaten aus der Smaragdstadt, die eine wunderbare Exerziershow zeigten. Es wirkten Chor, Ballett und Jugendballett sowie die Statisterie des Nordharzer Städtebundtheaters mit.
Jaroslaw Jurasz hat Choreografien geschaffen, die die gesamte Bühnenfläche im Bergtheater belebten, und auch in seiner ganzen Inszenierung alle Wege, Brücken, Treppen und Verstecke mitunter ganz überraschend ausgenutzt, so dass es auch immer wieder Überraschendes gab.
Die Ausstatterin Wiebke Horn konnte sich auf wenige, relativ einfache Dekorationen und Requisiten beschränken, aber die Kostüme waren alle so zauberhaft, dass sich ein jeder sogleich in der Märchenwelt fühlte. Für die Verwandlung in die Smaragdstadt reichten zum Beispiel einige leuchtend grüne Streifenvorhänge, aber der Zauberer erschien mit gewaltigem Mond-Ballon-Gesicht. Farbig zwischen den schwarzen Mächten des Bösen und den hellen, bunten des Guten stimmte jedes Detail, so wie auch Bewegungen und stimmlicher Ausdruck aller Darsteller in jedem Moment stimmten.
Zum Erfolg dieser schönen Inszenierung trugen auch die Musiker bei, die einen wahrlich märchenhaften und malerischen Klang hervorbrachten.