Showpianist Felix Reuters „verflixte Klassik“
Das Improvisationskonzert am 21. November im Halberstädter Theater zeigt auf unterhaltsame Weise, dass Klassik alles andere als verstaubt ist. Ein Interview über Aha-Effekte in der Musik.
Mozart war ein Rock’n’Roller, Beethoven eher ein Pop-Musiker – klassische Musik ist alles andere als verstaubt. Felix Reuter erzählt die Musikgeschichte auf ganz besondere Weise. „Die verflixte Klassik“ heißt das Programm, mit dem er am 21. November ab 19.30 Uhr im Großen Haus des Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt zu Gast ist. Ein Interview mit dem Pianisten, Musikkomödianten und Improvisationskünstler.
Felix Reuter: Es ist erstmal kein ernstes Konzert, so wie man es gewohnt ist. Sondern es ist eher ein kabarettistisches Konzert. Es geht um Anekdoten der Komponisten und um deren Musik. Ich zeige am Flügel, wie die einzelnen Kompositionen entstanden sein können. Und glauben Sie mir, es gibt dafür die herrlichsten Geschichten ...
Felix Reuter: Es sind alles freie Improvisationen. Also wenn ich zum Beispiel über die „Kleine Nachtmusik“ von Mozart erzähle, hebe ich das Charakteristischste daran sehr hervor, sodass, glaube ich, die Zuhörer diese Melodie nie wieder vergessen werden.
Felix Reuter: Ich versuche Musikstücke zu finden, die die meisten kennen. Dann merkt man am besten, wenn ich diese Melodien eben spontan verändere oder aus denen sogar auch Rock'n'Roll werden lasse.
Felix Reuter: Nein! Oder nur zum Teil. Nicht über die Komponisten, sondern über die wahrscheinlichste Entstehungsgeschichte der Melodien. Da gibt es viel Raum zum Spekuliere.
Felix Reuter: Ich höre viel Musik, aber nicht nur klassische Musik, auch Pop oder Jazz. Da gibt es immer wieder Momente, wo ich darüber staune, dass ich bestimmte Tonfolgen doch schon mal von jemandem anderen gehört habe. Das suche ich dann wie ein Detektiv heraus, und das ist eine ganz spannende Arbeit.
Felix Reuter: In meine Konzerte kommen Familien. Also von Jung bis Alt. Klassikliebhaber freuen sich über die von mir „aus Versehen“ gespielten Verwechslungen der Melodien, die sie alle kennen, und Klassikneulinge lernen unbewusst Neues. Ganz besonders, dass klassische Musik bei mir alles andere als „verstaubt“ ist. Und das ist mir das Wichtigste!
Felix Reuter: Ja, es gibt diesen Aha-Effekt! Sehr oft höre ich, dass viele ja früher auch Musik gemacht haben und es sehr bedauern, aus verschiedenen Gründen aufgehört zu haben.
Felix Reuter: Oh, die meisten geben sich echt ordentlich Mühe, so ein Konzert zu beschreiben. Es ist nämlich schwierig, die richtigen Worte dafür zu finden. Nach dem Konzert hat man die Eindruck, in einer großen Show gewesen zu sein, und es war doch ein Konzert mit klassischer Musik. Und dabei gibt’s natürlich Geschichten, die vielleicht nicht zu 100 Prozent wahr sind, aber unglaubliche Pointen haben. Das müssen die Kritiker dann auch noch auseinander halten. Daran habe ich oft gesehen, dass Journalisten auch Künstler sein können.
Felix Reuter: Während meines Studiums an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar habe ich all die Musik und Klavierkonzerte sehr ernst in Wettbewerben spielen müssen. Und dann kam mir immer mehr und mehr die Frage, ob alte Musik noch hunderte von Jahren genauso klingen muss, wie damals, als sie geschrieben wurde. Es wird Zeit, dass man sie uminterpretieren darf. Das habe ich getan und auch dafür viel negative Kritik einstecken müssen. Aber das ist lange her. Jetzt erwartet man genau das von mir.