1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Meister des gepflegten Kalauers

EIL

Fips Asmussen Meister des gepflegten Kalauers

Der Wahl-Querfurter Fips Asmussen wird 80 Jahre alt. Anderen Komikern kann er nicht viel abgewinnen.

Von Massimo Rogacki 30.04.2018, 01:01

Magdeburg l Wenn Fips Asmussen zu Beginn seiner Auftritte durch die Reihen der Zuschauer geht, wissen die meisten schon, was ihnen blüht. Vor einem jungen Mann bleibt die Komikerlegende stehen. „Du hast aber schöne weiche Hände. Arbeitslos, wie?“ Lautes Prusten im Saal. Dann bekommt eine ältere Dame ihr Fett weg: „Hallo. Schöne Zähne hast du, gibt’s die auch in Weiß?“ Die Zuschauer johlen. Humor à la Fips. Die kleinen Gags zum Warmwerden gehören bei den Auftritten des Altmeisters einfach dazu. Drei Stunden steht er in der Regel auf der Bühne. Nicht jeder Gag zündet, doch darum geht es auch nicht. Die konstante Beschallung steht im Vordergrund. Asmussen-Fans wollen genau dieses Dauerfeuer.

Am heutigen Montag feiert Fips Asmussen seinen 80. Geburtstag. Und der Komiker, der seine Karriere in der eigenen Kabarettbar „Violette Zwiebel“ in Hamburg startete, tourt noch immer durch die Republik. Wo er sich zu seinem runden Geburtstag aufhält, das weiß der Mann mit dem weißen Lockenkopf allerdings noch nicht. „Meine Frau hat was vorbereitet, verrät aber nichts“, sagt er und lacht.

Ein ausgedehnter Urlaub wird es nicht werden. Schließlich ist Asmussen noch viel unterwegs. Freilich nicht mehr ganz so häufig wie in den 70er- und 80er-Jahren. 7,5 Millionen Tonträger habe er verkauft, rechnet er vor. Für „Witze am laufenden Band“ gab es Platin. Das war mal. Mit dem Verkauf von CDs oder Platten werde heute niemand mehr reich, so Asmussen. Auch er setzt mittlerweile vor allem auf Live-Auftritte. Zum Aufhören ist es in jedem Fall zu früh, findet der gebürtige Hamburger. Er lebt gesund, fühlt sich fit. „Klar merkt man, dass man kein junger Hüpfer mehr ist. Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß wie früher. Aber sonst kann ich mich nicht beklagen“, sagt der Wahl-Querfurter, der Anfang der 90er zu seiner Lebensgefährtin ins südliche Sachsen-Anhalt gezogen ist.

Vermisst er den Norden eigentlich? „Nein“, sagt Asmussen. „Hier auf dem Land habe ich meine Ruhe, ich brauche keine Großstadt mehr.“ Wenn er sich dann doch mal in eine größere Stadt aufmache, dann beruflich. Dann setzt er sich selbst ans Steuer und fährt nach Hamburg, nach Nordrhein-Westfalen oder nach Magdeburg. Autofahren habe für ihn etwas Meditatives. Früher, da habe er mal eine Corvette besessen. Heute brauche er einen solchen Protzschlitten nicht mehr. Maximal 120 km/h auf der rechten Spur. Das genügt.

Nicht nur der Komiker ist heute reifer. Auch seine Branche hat sich gewandelt. Die Humorlandschaft ist abwechslungsreicher geworden. Komiker nennen sich heute Comedians. Im TV laufe leider der immergleiche Einheitsbrei – findet Asmussen. Und die deutsche Humor-Elite? „Alles Stümper.“ Ob nun Mario Barth oder Dieter Nuhr. Dem Humor könne er leider überhaupt nichts abgewinnen. Christian Ehring vom Satire-Magazin Extra 3, den findet er ganz passabel. Und wenn man Asmussen mal schallend lachen hört, dann schaut er sich gerade eine Folge von „Two and a half men“, eine amerikanischen Sitcom, an. Hauptdarsteller Charlie Sheen, der sei echt lustig, so das Urteil des Komikers, der früher mal Rainer Pries hieß.

Geändert hat sich im Laufe der Jahre auch das Publikum. „Vor Jahren haben mir alle prophezeit, dass mein Publikum wegstirbt. Und nun werden die Zuschauer immer jünger.“ Heute besuchen tatsächlich viele 30- bis 40-Jährige die Auftritte des 80-Jährigen. Woran das liegen könnte? „Vielleicht sehnen sich die Leute wieder nach den klassischen Witzeerzählern“, so Asmussen.