Wiederaufbau Franckeschen Stiftungen fertiggestellt
Nach 30 Jahren wurde der Wiederaufbau der Franckschen Stiftungen beendet.
Halle (dpa) l Von der Ruine zum modernen Bildungskosmos: Der Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen in Halle ist nach drei Jahrzehnten endgültig abgeschlossen. Der historischen Schulstadt drohte bis zur Wiedervereinigung der Abriss. "Es gleicht einem Dauerlauf, einem Marathon, was wir in den vergangenen 30 Jahren hinbekommen haben, in einem gemeinsamen Kraftakt", sagte Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke am Donnerstag. Insgesamt 157 Millionen Euro wurden seit 1990 in das Fachwerkensemble mit rund 50 Gebäuden aus dem 17. bis 20. Jahrhundert investiert.
Mit einem coronabedingt digitalen Festakt werde der Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen beendet. Zu dem Live-Stream werden Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) erwartet. Der Großteil der Gelder für den Wiederaufbau der Schulstadt kam den Angaben nach von Bund, Land, EU und der Stadt. Rund 20 Millionen Euro wurden durch private Spenden, mit Hilfe von Organisationen wie auch der Kirche und anderen Stiftungen aufgebracht. Auf dem Areal sind Schulen, Kitas, Forschungsstätten und universitäre Einrichtungen ansässig. Es gibt Freizeit- und Betreuungsangebote für alle Generationen.
Zu den zuletzt denkmalgerecht sanierten und für eine moderne Nutzung ausgestatteten Gebäuden gehörten zwei ehemalige Scheunen und eine Druckerei. Davon soll ein Teil von der Bundeskulturstiftung, die auch in den Stiftungen ihren Sitz hat, genutzt werden. Die Franckeschen Stiftungen seien heute ein "blühender Bildungskosmos", ein einzigartiges Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung, sagte Müller-Bahlke. Wie kaum eine andere Kultureinrichtung in Deutschland verkörperten sie die prägende protestantische Tradition von Bildung und sozialem Engagement.
"Wir sind kein Freilichtmuseum", betonte Müller-Bahlke. Ziel der Stiftungen sei es, Wissen unabhängig von der sozialen Herkunft zu vermitteln und die Gesellschaft mit Bildung und Kultur weiterzuentwickeln – im Geiste des Gründers August Hermann Francke (1663-1727). Der Theologe, Pietist und Pädagoge hatte die Stiftungen im 17. Jahrhundert zunächst als Waisenhaus gegründet. Daraus entwickelte sich eine Schulstadt von europäischem Rang mit sozialen Einrichtungen, Wirtschaftsbetrieben und Ländereien. Francke galt wegen seiner Lehrmethoden europaweit als fortschrittlicher Pädagoge.