Mit der Auszeichnung des Deutschen Buchhandels geht die diesjährige Frankfurter Buchmesse zu Ende Friedenspreis für algerischen Regimekritiker Boualem Sansal
Frankfurt/Main (dpa) l Seine Romane sind in Algerien verboten. Dennoch übt der Schriftsteller Boualem Sansal weiter Kritik am Regime in seiner Heimat. In der Frankfurter Paulskirche wurde Sansal gestern mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Preis ist mit 25000 Euro dotiert. Er zählt zu den bedeutendsten kulturellen Auszeichnungen in Deutschland.
In seiner Laudatio bezeichnete der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt den 62-Jährigen als "unbändigen Erzähler". Sansal sei "witzig und weise, unerbittlich in den Diagnosen dessen, was schlecht läuft, gnadenlos hart im Urteil über die Habgier der Mächtigen und immer von Mitleid bewegt" über das Schicksal der Menschen in dessen Heimat Algerien.
Der Geehrte bedankte sich für die "rührende und aufmunternde" Geste: "Sie zeugt davon, dass Sie sich dafür interessieren, wie wir Völker des Südens versuchen, uns vom Joch unserer bösartigen und archaischen Diktaturen zu befreien", sagte er in seiner Dankesrede.
Sansal setzt sich für eine Aussöhnung der Araber mit Israel ein. Der in Tunis angebrochene Frühling werde auch in Tel Aviv und Ramallah eintreffen, sagte er in seiner Dankesrede in Frankfurt. Auch China werde von dem neuen politischen Wind erreicht werden. "Bald wird er Palästinenser und Israelis im Zeichen der gleichen Wut vereinen, dann kommt über den Nahen Osten die Wende, und mit herrlichem Getöse werden sämtliche Mauern fallen", prognostizierte Sansal unter heftigem Applaus.
Mit der Auszeichnung will der Börsenverein in diesem Jahr ein Signal zur Stärkung der Demokratiebewegung in Nordafrika setzen. Zur feierlichen Übergabe waren mehrere hundert Gäste gekommen. Dazu gehörte auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Im vergangenen Jahr hatte der Börsenverein den israelischen Autor David Grossmann geehrt, der sich für die Aussöhnung seines Landes mit den Palästinensern einsetzt.
Mit der Auszeichnung ging die 63. Frankfurter Buchmesse nach fünf Tagen zu Ende. Zum Abschluss haben die Veranstalter eine positive Bilanz gezogen: Mit rund 283000 Besuchern meldete die weltgrößte Bücherschau ein Plus von etwa einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Jubel gab es vor allem beim Gastland Island und den Verlagen, die Isländer im Programm hatten. Im nächsten Herbst ist Neuseeland dann Ehrengast in Frankfurt.
"Wir erleben die Stunde der Startups - die Buchbranche ist in Aufbruchstimmung", erklärte Buchmessen-Chef Juergen Boos. Mit den neuen digitalen Möglichkeiten seien jetzt auch "Kreativbranchen" wie Film oder Computerspiele auf der Messe angekommen. 7384 Anbieter aus 106 Ländern hatten ihre Produkte gezeigt - etwas weniger als im Jahr davor.