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Museum Geburtstag mit Baustelle

Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der Kunstgeschichte und Archäologie. 2017 jährt sich sein 300. Geburtstag.

Von Grit Warnat 27.04.2017, 01:01

Stendal l Eine Ausstellung in Gotha zu Winckelmann ist gerade zu Ende, das Kunstmuseum Halle, die Klassik-Stiftung in Weimar, das Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken erinnern derzeit sehr verschiedenartig an den Gelehrten. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz erinnert ab Mitte Juni an Winckelmann, Fürst Franz und das Schloss zu Wörlitz.

Im altmärkischen Stendal, wo Winckelmann geboren wurde und die Winckelmann-Gesellschaft ihren Sitz hat, beherbergt ein Fachwerkgebäude eine ständige Ausstellung zum Leben und Wirken des Kosmopoliten. Doch Ende Mai wird die Dauerschau geschlossen. Das Museum ist dann für den Besucher zu. Das Haus wird derzeit für 2,3 Millionen Euro umgebaut, es erhält einen Neubau mit modernem Eingangsbereich und eine neu konzipierte Ausstellung.

Das Baugeschehen ist äußerst erfreulich, der Zeitpunkt aber nicht optimal. Stephanie-Gerrit Bruer, Chefin des Museums, sagt: „Unsere Schwerpunkte liegen im nächsten Jahr.“ Schließlich reiht sich an das Jubiläumsjahr 2017 sogleich ein weiteres Jubiläum. Am 8. Juni 1768 wurde Winckelmann in Triest das Opfer eines grausamen Mordes, der Täter wenig später hingerichtet. Sein Tod jährt sich 2018 zum 250. Mal. Dann wird das neue Winckelmann-Museum offen sein.

Der Termin der Eröffnung steht: 26. Mai 2018. Die Einrichtung, verteilt auf vier Gebäude, wird mit einem Neubau im Hofbereich zusammengeführt. „Wir werden dann ein in sich geschlossenes Museumsgebäude haben“, sagt Bruer und legt Wert auf die zukünftige Barrierefreiheit des Hauses.

Ende August des vergangenen Jahres hatten die Arbeiten begonnen, im Mai soll der Richtkranz über dem Neubau mit seinen klaren Linien und großen Fensterfronten wehen. Zukünftig werden dort der Eingangsbereich und der Museumsshop untergebracht sein, im oberen Stock die Forschungsbibliothek der Winckelmann-Gesellschaft.

Der Umbau, zum Großteil vom Land, aber auch von der Stadt finanziell getragen, betrifft mehr als nur die baulich neue Hülle. Im nächsten Jahr soll das Museum auch inhaltlich neu aufgestellt sein: Mit dem Familienmuseum und interaktiven Stationen, den Schaukabinetten, die Einblick geben sollen in die gestifteten Sammlungen, einem Skulpturenhof im großzügigen Außengelände und vor allem mit einer überarbeiteten Dauerausstellung zu Leben und Wirken des Archäologen Winckelmann. Die jetzige stammt noch aus DDR-Zeiten. Vor allem mit Blick auf neue Präsentationsformen muss von den Museumsmitarbeitern nicht groß betont werden, dass die Ausstellung einer dringenden Überarbeitung bedarf. In die neue Präsentation und Gestaltung wird eine weitere Million fließen.

Haus zu, keine Besucher, dafür logistisch aufwändige Umräum arbeiten. An Winckelmann soll aber trotzdem erinnert werden. Das Museum ist in den Schulen mobil unterwegs und hat zudem eine Ausstellung über den Archäologen, Aufklärer und Wissenschaftsbegründer konzipiert, die durch mehrere Städte vor allem in der Altmark wandert. Eröffnet wird sie am 29. April im Kommandeurhaus Werben. Weitere Ziele sind Hadmersleben und Seehausen, wo Winckelmann einst Korrektor der Lateinschule war, Osterburg, Stendal, Wust, Salzwedel und die Landesvertretungen Sachsen-Anhalts in Berlin und in Brüssel.

Wenn sich am 9. Dezember der 300. Geburtstag Winckelmanns jährt, gibt es eine Festwoche in Stendal mit Konzerten, Theaterstücken, Vorträgen. Weil das Museum noch Baustelle sein wird, wird an verschiedene Orte in der Stadt geladen.