Vier Designer präsentieren ihre Arbeiten in einer Ausstellung auf Schloss Wernigerode Glas, Porzellan und Karikaturen
Die Designer Heidi Hütter, Jürgen Hütter, Marlies Ameling und Dieter Hackebeil sind die Protagonisten der aktuellen Sonderausstellung auf Schloss Wernigerode.
Wernigerode l Die Absolventen der Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle (Diplomjahrgänge 1974 und 1976) wohnen und arbeiten inzwischen seit Jahrzehnten in Wernigerode.
Dieter Hackebeil, von 1974 an Formgestalter mit Hochschuldiplom, war zunächst Designer im "Zentralen Entwicklungsbüro Rundfunk und Fernsehen" in Leipzig, ehe er sich nach frustrierenden Erfahrungen um eine Alternative bemühte. Im Selbststudium erlernte er das Handwerk des Lampenglasbläsers und siedelte 1981 mit Familie und Werkstatt nach Wernigerode um.
Seine Schmuck- und Gebrauchsgläser verkauften sich in der DDR wie im Selbstlauf, der Bedarf war angesichts des Mangels an hochwertigen Konsumgütern fast grenzenlos. Die Marktsituation nach 1989 war völlig gegensätzlich: Die Kunsthandwerker mussten sich im Überfluss behaupten.
Dieter Hackebeil baute sich im Kunsthandwerkerhof der Stadt eine eigene Werkstatt aus und kooperierte mit einer Glasgraveurin.
Er selbst verwendet eingeschmolzene Glasfäden, Metalloxide und Blattgold, um seine filigranen Kreationen zu variieren.
Das Genre "Plastikatur in Glas" hat er vermutlich erfunden. Zu DDR-Zeiten genoss das Publikum seine skurrilen Schöpfungen wie "Der gedeckte Tisch (für Berlin)", "Rentenbescheid" oder "Tropfen auf den heißen Stein".
Zu Dieter Hackebeils Gesamtwerk zählen natürlich auch die zahlreichen über Jahrzehnte entstandenen Karikaturen- und Satireblätter, von denen er einen Teil auf Schloss Wernigerode präsentiert.
Humorlos sind auch die Porzellan-Designer Heidi und Jürgen Hütter nicht, wie der kecke Frosch auf der nach ihm benannten Vase vermuten lässt. Hütters arbeiten mit dem bei 1450 °C gebrannten, anspruchsvollen Hartporzellan. Neben traditionellen Rotationsformen für das in der Gipsform Gegossene haben Hütters vor allem das aufgebaute Porzellan kultiviert.
Abstrahierende Bemalungen und florale Motive
Die Technik ist der Gefäßkeramik entlehnt und basiert auf der aufwändigen Montage eigens gegossener und zugeschnittener Platten. Die so entstandenen Gefäße und Objekte grenzen sich mit komplizierten Relief- und Malereidekors, lamellenartigen Montagen, überblattenden Wänden und frei geschwungenen Rändern erfolgreich zu den Erzeugnissen der leistungsstarken Industrieproduktion ab.
Während Jürgen Hütter landschaftlich anmutende und frei abstrahierende Bemalungen oder Modellierungen an den Gefäßen bevorzugt, brilliert Heidi Hütter mit bezaubernden floralen Motiven.
Auf Schloss Wernigerode zeigt Jürgen Hütter ebenso Landschaftsbilder mit und ohne Porzellan-Applikationen aus seinem malerischen OEuvre. Im Jahr 2011 erhielten beide Porzellankünstler für ihr bisheriges Werk den Kunstpreis der Stadt Wernigerode.
Marlies Ameling hat sich als Designerin gläserner Serienprodukte einen Namen gemacht. Mehr als 400 Gefäße, Trinkgläser, Vasen, Schalen und Dosen hat sie in mehr als 30 Jahren entworfen. Die Raffinesse ihrer klaren Formen verbindet Funktionalität und Ökonomie zu einer Qualität, die in den 80er Jahren achtmal auf der Leipziger Messe mit der Medaille für "Gutes Design" gewürdigt wurde, so auch die seit fast 30 Jahren produzierte Trinkglasserie "Misha", 1987. Sie besteht aus einfachen, wohlproportionierten Zylindern, die sich zum Boden hin mit einem großzügigen Radius verjüngen.
Die Standfläche bilden die Ränder einer Kalotte im Boden, die sowohl das Schleifen und Polieren der Standfläche spart als auch den reizvollen Lichteinfall im starken Eisboden gewährleistet.
Marlies Ameling zeigt von ihren frei künstlerischen Arbeitengroßformatige Teller mit farbigen Einschmelzungen und den aus Prismen montierten Kunstpreis der Stadt Wernigerode für den Rostocker Bildhauer Jo Jastram.
Unter dem Namen "Neue Wernigeröder Sezession" werden das erlesene Glas, das exzellente Porzellan und die herzhaften Karikaturen auf Schloss Wernigerode bis zum 3. Juni gezeigt.
Geöffnet ist das Schloss bis zum 30. April jeweils dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, ab 1. Mai täglich von 10 bis 18 Uhr.