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Sächsische Kleinstadt lädt zur Sonderschau anlässlich des 170. Geburtstages des Schriftstellers In Hohenstein-Ernstthal lebt Karl May

Von Carola Benz 28.02.2012, 04:30

"Karl May lebt!" heißt eine Sonderausstellung zum 170. Geburtstag des Schriftstellers Karl May, die in Hohenstein-Ernsttahl, der Geburtsstadt von Karl May, zu sehen ist.

Hohenstein-Ernstthal (dapd) l Für zwei Dinge ist die sächsische Kleinstadt Hohenstein-Ernstthal bei Chemnitz bekannt: den Sachsenring und Karl May. Während es die Rennstrecke in jüngster Zeit in einer Krise steckte und die Motorrad-Weltmeisterschaftsrennen auf dem Traditionskurs nicht langfristig gesichert sind, wird der Schriftsteller als dauerhafter Imageträger angesehen. "Der Sachsenring ist vor allem ein Wirtschaftsfaktor und sehr von anderen Akteuren abhängig. Bei Karl May können wir die Dinge selber steuern", sagt Kulturamtsleiterin Heidrun Günther.

Karl May ist der berühmteste Sohn der Stadt. Am 25. Februar vor 170 Jahren wurde er als Sohn eines armen Webers in Ernstthal geboren. In diesem Jahr gedenken seine Fans in aller Welt zudem des 100. Todestages des Schriftstellers, der am 30. März 1912 in Radebeul starb.

In Konkurrenz zu Horch und Schumann

Die Pflege seines Erbes lässt sich Mays Geburtsstadt jährlich eine sechsstellige Summe kosten, wie Günther sagt. Neben dem Karl-May-Haus und der gleichnamigen Begegnungsstätte gehören dazu Vorträge und touristische Angebote. Dieses Jahr werden demnach Audioguides für das Museum angeschafft und die Beschilderung des Karl-May-Rundwanderweges verbessert.

Im Jubiläumsjahr habe man sich einen höheren Zuschuss des Kulturraums Zwickau erhofft, der dieses Jahr 35000 Euro bereitstelle. Der meistgelesene deutsche Schriftsteller genieße in der Region offenbar nicht die gleiche Wertschätzung wie der Autopionier August Horch und der Komponist Robert Schumann, deutet die Amtsleiterin an. Beide sind Aushängeschilder der Kreisstadt Zwickau.

Mays Geburtshaus in der heutigen Karl-May-Straße 54 in Hohenstein-Ernstthal ist seit 1985 Museum und Gedenkstätte. Die Dauerschau umfasst eine Indianistik-Sammlung, eine nachgestaltete Weberstube und eine Präsentation von Karl-May-Bänden in vielen Sprachen. Selbst Keller und Dachgeschoss wurden zu Ausstellungsräumen ausgebaut. Damit scheint das nur 4,25 Meter breite Haus aus allen Nähten zu platzen. Die vom Geburtstag bis zum Todestag des Schriftstellers dauernde Sonderausstellung findet demnach in der gegenüberliegenden Karl-May-Begegnungsstätte statt.

Fremdsprachige Ausgaben und moderne Literaturrezeption

Die Ausstellung trägt den programmatischen Titel "Karl May lebt!" Für Museumsleiter André Neubert gibt es an dieser Feststellung keinen Zweifel. "Laut einer Umfrage des Allensbacher Instituts kennen 94 Prozent der deutschen Bevölkerung den aus Hohenstein-Ernstthal stammenden Fabulierer", sagt er. In einer anderen Studie hätten 89 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren den Apachen-Häuptling Winnetou dem richtigen Autor zugeordnet. Die Ausstellung werde vor allem fremdsprachige Ausgaben von Mays Abenteuer- und Reiseromanen in den Mittelpunkt stellen, sagt Neubert. Auch werde sie die moderne Literaturrezeption mittels Hörbüchern oder elektronischen Lesegeräten, sogenannten E-Books, veranschaulichen.

Das "Bücher in die Hand nehmen" könne nicht früh genug beginnen, sagt Neubert. Zu seinem Bedauern ist der Schöpfer von Winnetou, Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi kein Schulstoff. In Hohenstein-Ernstthal wird da eine Ausnahme gemacht. Die Mädchen und Jungen der laut Stadtverwaltung bundesweit einzigen Grundschule mit dem Namen "Karl May" arbeiten eng mit dem Museum zusammen, gestalten Projekttage und lernen Lieder, die der Ernstthaler schrieb.

Weitere Vorhaben in Hohenstein-Ernstthal betreffen die Erweiterung des Karl-May-Hauses. Der Förderverein Silberbüchse hat aus Privathand drei Nachbargebäude geschenkt bekommen, die teilweise sehr baufällig sind. "Material haben wir genug, aber die inhaltlichen Pläne sind noch nicht spruchreif", sagt Neubert.