Japanische Popkultur: Vom Holzschnitt zum Manga
In den 1970er Jahren kamen mit Heidi und Biene Maja die ersten japanischen Zeichentrickfilme nach Deutschland. Eine Ausstellung in Hamburg begibt sich jetzt auf die Spuren der japanischen Popkultur.
Hamburg (dpa) - Mangas - japanische Comics - kennt mittlerweile auch im Westen jedes Kind. Aber wo kommen diese Geschichten her, deren typisches Merkmal die Kawaii-Ästhetik ist, die unter anderem mit einem verniedlichenden Kindchen-Schema arbeitet?
Dieser Frage geht vom 10. Juni an bis zum 11. September eine Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg nach.
Zu sehen sind rund 200 historische Holzschnitte und illustrierte Holzschnittbücher, Druckstöcke, Tuschezeichnungen und mehr als 60 japanische Manga-Bücher sowie Ausschnitte aus Anime-Filmen, Videogames und Cosplay-Kostüme, die die Verbindungen zwischen historischer und zeitgenössischer Populärkultur in Japan nachzeichnen.
1680 entstand in Japan eine neue Bilderkultur: Der Holzschnitt machte es erstmals möglich, eine große Anzahl von Bildern kostengünstig zu verbreiten. Die Ukiyo-e genannten Holzschnittbilder zeigten das unbeschwerte Leben, Landschaften und Schauspieler bis hin zu sexuellen Ausschweifungen.
Zu sehen sind in Hamburg Farbholzschnitte und Holzschnittbücher der bedeutendsten Ukiyo-e-Künstler wie Utagawa Kuniyoshi (1797-1861) oder Katsushika Hokusai (1760-1849). Die Holzschnitte bildeten nicht die Realität ab, sagte Kuratorin Nora von Achenbach. Sowohl die historischen als auch die zeitgenössischen Künstler entsprechen dem Bedürfnis der Menschen, in eine Parallelwelt einzutauchen.
Die japanische Popkultur folgt den traditionellen Erzählstoffen, wie etwa den berühmten Samurai-Helden oder der Welt der Gespenster und Monster (yokai), die immer wieder neu interpretiert werden. So erschuf der populäre Manga-Künstler Shigeru Mizuki (1922-2015) den Geisterjungen Kitaro, der zwischen den Geistern und den Menschen vermittelt.
In dem 2003 mit einem Oscar als besten Animationsfilm ausgezeichneten Film Chihiros Reise ins Zauberland verschlägt es die 10-jährige Chihiro in ein verwunschenes Badehaus für die acht Millionen Götter Japans. Die Samurai-Manga sind jedoch kritischer als die historischen, sagte Kurator Simon Klingler. Hier dürfen die Helden auch mal Außenseiter oder gefallene Samurai sein.
Der Anime-Film Miss Hokusai von Regisseur Keiichi Hara, der auf dem Manga Sarusuberi der Zeichnerin Hinako Sugiura basiert, verknüpft geschickt beide Welten: Erzählt wird die Geschichte des berühmten Holzschnittkünstlers Hokusai und seiner Tochter O-Ei.