Internationale Filmfestspiele Jazz und Politik: 67. Berlinale startet mit "Django"
Mehr als 1600 Filmfans kommen zur Eröffnungsgala der 67. Berlinale. Als erster Bären-Kandidat geht "Django" ins Rennen - ein Porträt über den legendären Jazz-Gitarristen Django Reinhardt.
Berlin (dpa) - Jazziger Auftakt: Mit der Weltpremiere des Künstlerporträts "Django" wird am Donnerstag die 67. Berlinale eröffnet. Damit startet das elftägige Festival musikalisch und gleichzeitig politisch.
Der Film erzählt vom Schicksal des französischen Jazz-Gitarristen Django Reinhardt und seiner Flucht aus dem von Deutschland besetzten Paris im Jahr 1943.
Zur Eröffnungsgala im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz werden neben Regisseur Etienne Comar auch "Django"-Darsteller Reda Kateb ("Zero Dark Thirty", "Die schönen Tage von Aranjuez") und Schauspielerin Cécile de France erwartet. Durch den Galaabend mit mehr als 1600 Gästen führt Comedystar Anke Engelke.
"Django Reinhardt war einer der schillerndsten Vorreiter des europäischen Jazz und Begründer des Gypsy-Swing", so Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. "Zu Django Reinhardts Zeit wurden Sinti von den Nazis verfolgt und schikaniert und im Konzentrationslager umgebracht. Und da sind wir dann wieder ganz in der Gegenwart, in der Sinti und Roma, aber auch Homosexuelle und andere Minderheiten in vielen Ländern immer noch verfolgt werden."
Mit dem Musiker-Biopic "Django" gibt der Franzose Etienne Comar sein Debüt als Regisseur. Er arbeitete dafür eng mit Django Reinhardts Enkel David zusammen. Bislang hat sich Comar vor allem einen Namen als Produzent und Drehbuchautor gemacht - zum Beispiel bei dem auf Tatsachen beruhenden Drama "Von Menschen und Göttern" (2010) über die Ermordung von sieben Trappisten-Mönchen eines Klosters im algerischen Atlas-Gebirge.
Die Titelrolle in "Django" spielt der französische Schauspieler Reda Kateb als Künstlergenie voller Widersprüche. An seiner Seite ist Cécile de France ("Der Junge mit dem Fahrrad") als Reinhardts Geliebte Louise zu sehen. Django Reinhardts mitreißende Musik wurde für den Film von der niederländischen Jazzband Rosenberg Trio neu eingespielt.
"Django" konkurriert auch im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Bären und die Silbernen Bären. Insgesamt 18 Filme unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Finnland, Japan, Rumänien, Portugal, Chile, Südkorea und Polen buhlen um die begehrten Berlinale-Trophäen. Stars wie Richard Gere, Penélope Cruz, Robert Pattinson, Hugh Jackman und Catherine Deneuve werden erwartet. Insgesamt 399 Filme aus aller Welt sind in den verschiedenen Festivalreihen von Wettbewerb bis Forum des Jungen Films zu sehen.
Über die Gewinner der Bären entscheidet die internationale Jury unter Vorsitz den niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven ("Elle", "Basic Instinct"). In dem siebenköpfigen Gremium sitzen auch Schauspielerin Julia Jentsch ("24 Wochen"), der isländische Künstler Olafur Eliasson, US-Star Maggie Gyllenhaal und der mexikanische Schauspieler Diego Luna ("Rogue One: A Star Wars Story").
Gleich drei deutsche Regisseure haben Chancen auf den Goldenen Bären: Volker Schlöndorff ("Die Blechtrommel", "Diplomatie") ist mit dem Liebesdrama "Rückkehr nach Montauk" im Wettbewerb. In der Hommage an Max Frischs Erzählung "Montauk" spielen Nina Hoss und Stellan Skarsgard die Hauptrollen. Andres Veiel ("Black Box BRD") schickt seinen Dokumentarfilm "Beuys" über den Aktionskünstler Joseph Beuys ins Rennen. Thomas Arslan ("Ferien") ist mit seinem Vater-Sohn-Roadmovie "Helle Nächte" am Start.
Moritz Bleibtreu ist Star der Nachkriegskomödie "Es war einmal in Deutschland..." von Sam Garbarski ("Irina Palm"), die als Special läuft. Matti Geschonnecks Bestseller-Verfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts" mit Bruno Ganz und Sylvester Groth läuft ebenfalls außer Konkurrenz - aber als Weltpremiere vor großem Publikum.