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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Familienband zog diesen Richter nach Magdeburg

Thomas Kluger ist Richter am Landgericht und ehrenamtlich stark engagiert. Als Vorsitzender der Magdeburgischen Gesellschaft ist er aktiv - die Familie spielt dabei eine wichtige Rolle.

Von rs 07.07.2025, 19:00
Thomas Kluger, Richter am Landgericht Magdeburg und stark im Ehrenamt engagiert.
Thomas Kluger, Richter am Landgericht Magdeburg und stark im Ehrenamt engagiert. Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Thomas Kluger, Richter am Landgericht Magdeburg

Es gibt Menschen, die haben so viel erlebt, haben so viele Geschichten zu erzählen und engagieren sich in so vielen Bereichen, dass man auf die einfache Frage nach ihrer Herkunft einen historischen Abriss über die Wanderung der Hugenotten und deren Bedeutung für den Aufschwung Magdeburgs im 19. Jahrhundert sowie die Pfälzer Kolonie als eigenes Gemeinwesen innerhalb der Stadt erhält, wodurch Magdeburg schon vor rund 300 Jahren zu einem Hotspot für Zuwanderung in Preußen wurde.

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Zu diesen ganz besonderen Persönlichkeiten gehört Thomas Kluger, Richter am Landgericht und Antisemitismusbeauftragter bei der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg, der sich von Heidelberg aus „auf die Strümpfe gemacht hat“, wie er es formuliert, um hier an der Elbe beruflich Fuß zu fassen und vielleicht auch den historischen Spuren von Teilen seiner Vorfahren zu folgen.

Deutsche Botschaft in Israel statt Washington oder Kairo und Neu-Dehli

Sein Vater stammte aus Oberschlesien und kannte natürlich alle Städte im Osten, die Familie seiner Frau kam 1946 aus Magdeburg in den Rhein-Neckar-Raum. So war der Osten auch im tiefsten Westen schon immer Thema für ihn und seine Familie. Im Zuge seines Jurastudiums hat er seine „Wahlstation“ als Referendar an der Deutschen Botschaft in Israel absolviert. Seine Referendarskollegen zog es damals nach Washington, London, Paris, er hatte als Wunschziele Tel Aviv, Neu-Delhi und Kairo angegeben. Rückblickend bezeichnet er diese Erfahrung als seine „spannendste Zeit im Leben“.

Familienbande nach Magdeburg

Die Entscheidung, für seinen beruflichen Einstieg in den Osten zu gehen, hatte etwas mit seinem eigenen Anspruch zu tun: „Ich wollte gestalten und nicht nur verwalten.“ Die Wahl für Magdeburg fiel ihm dann ganz leicht, weil er zum einen bereits diese familiäre Verbindung hatte und zum anderen, weil für ihn „Magdeburg das Zentrum Deutschlands ist. Dresden ist schön, aber es ist doch Randlage“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. So kam er Ende 1993 mit großer Vorfreude und Begeisterung in seiner neuen Heimat an und hat es nie bereut. Seit mittlerweile 32 Jahren ist er da, wo er immer hinwollte, am Landgericht Magdeburg.

Magdeburgische Gesellschaft entwickeln

Mit genau dieser Überzeugung engagiert er sich auch als Vorsitzender der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 zur Förderung der Künste, Wissenschaft und Gewerbe e.V. und tritt so in die Fußstapfen der Familie seiner Frau, die sich bereits in der Gründerzeit mit anderen Bürgern zum Wohle der Stadt zusammenschloss.

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An dieses „unglaubliche Mäzenatentum“, wie er es nennt, versucht er heute anzuknüpfen. In diese Position gekommen ist er durch seine Verbindung zu Heinz Gerling und Hans Schuster und seine besondere Leidenschaft für Geschichte.

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Die damaligen Gründer der Gesellschaft hatten das Ziel, „das Bürgerliche wieder zu beleben“, erinnert er sich. Das begeisterte ihn damals genauso wie heute. „Dinge zu gestalten, die noch nicht festgefahren sind“, das liegt ihm am Herzen. Dabei ist er überzeugt, dass man „die Zukunft nur gestalten kann, wenn man das Vergangene kennt.“ Die Magdeburgische Gesellschaft sieht er allerdings nicht als „Geschichtsverein oder Denkmalaufstellungsverein“, sondern als engagierte Gemeinschaft, die Geschichte und Zukunft verbindet.

Vielfalt in ganz Deutschland

Genau diese Gemeinschaft ist es auch, die ihn sehr schnell in Magdeburg hat ankommen lassen und die ihn insgesamt am Osten begeistert: „Hier ist dem Individualismus des Westens, der an seine Grenzen geraten ist, ein Gemeinschaftssinn entgegengesetzt worden.“ Daher empfindet er seine neue Heimat auch als ideal zum Familie gründen und Kinder großziehen. „Wir sollten diese Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen wertschätzen und nicht als etwas Trennendes betonen“, ist er überzeugt.

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„Deutschland war schon immer eine Vielfalt aus verschiedenen Identitäten. Diese Buntheit sollten wir als Bereicherung und Stärke sehen.“ Mit dieser Einstellung sieht er positiv in die Zukunft. Magdeburg hat so viel zu bieten – die zentrale Lage, die Verbindung zur Elbe, eine große Geschichte, hervorragende Bildungseinrichtungen und vielfältige Kulturangebote. Veränderung ist dabei Grundvoraussetzung, denn „nur wo sich was verändert, wird es nicht ältlich.“ Daher liebt er seine Stadt, die für ihn „the best of both worlds“ bereithält.