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Britischer Künstler singt auf "Fire It Up Tour" seine Welthits in der GETEC-Arena Magdeburg Joe Cocker sehen, hören und feiern

Von Rolf-Dietmar Schmidt 27.05.2013, 01:26

Tausende zog es am Sonnabend in die fast ausverkaufte Magdeburger GETEC-Arena, und sie alle erlebten ein Konzert mit Joe Cocker, das die Halle vor Begeisterung bis in die obersten Ränge beben ließ.

Magdeburg l Es waren durchaus nicht nur Frauen, die der Anziehungskraft des Ausnahmekünstlers gegenüber den deutschen Champions-League-Kickern den Vorzug gaben. Und sie alle wurden wahrlich nicht enttäuscht.

Doch bevor die Rock- und Blues-Legende ihre Fans verzückte, gab es mit Johannes Oerding als Vorband einen Leckerbissen der besonderen Art. Der Vollblutmusiker, der mehr als 100 Konzerte im Jahr bestreitet, wurde nicht ohne Grund von Altmeister Cocker für die "Fire It Up-Tour 2013" eingeladen. Seine Rockballaden lehnen sich stilistisch an die Musik des Tour-Stars an, ohne auf Eigenständigkeit und Charakter zu verzichten. Oerding und seine hervorragenden Musiker sind genau das richtige Rezept, um das Publikum für die lebende Musiklegende Cocker "vorzuwärmen".

Auch ein Meister der leisen Töne

Der hat in diesem Jahr die Goldene Kamera für sein Lebenswerk erhalten und sein neues Album "Fire It Up" dank exzellenter Verkaufszahlen bereits vergoldet. Mit diesem Paukenschlag hat er sich in der Musikwelt zurückgemeldet und signalisiert, dass er nicht zum alten Eisen gehört.

Das unterstrich der Altstar bei seinem Magdeburger Konzert mit ungeheurer Wucht. Die Jahre sind scheinbar spurlos an ihm vorübergezogen, wenn er neben einigen neuen Titeln zu den Welthits greift, auf die das Publikum sehnsüchtig wartet. Stocksteif steht der in Sheffield in Großbritannien vor 69 Jahren geborene Künstler vor dem Mikrofon, als wolle er jeden Moment nach vorn umfallen. Die zuckenden Handbewegungen sind sein Markenzeichen, mit dem er bereits 1969 beim legendären Woodstock-Festival sein Publikum faszinierte. Bereits hier war er ein Star, und ist es trotz vieler Hochs und Tiefs, wie sein Schlaganfall vor einiger Zeit, stets geblieben.

Stil und Stimme sind sein Markenzeichen

Wenn er "With a little Help from my Friends" singt, eine Cover-Version des Beatles-Songs, mit der er seinen internationalen Durchbruch schaffte, dann hält es kaum jemanden auf dem Platz. Joe Cocker experimentiert nicht, setzt auf Bewährtes und Bekanntes. Und genau das ist es, was sich seine Fans wünschen, die teilweise über viele Stunden mit dem Auto anreisten, um ihn zu sehen, zu hören und zu feiern.

Der Sänger ist auch ein Meister der leisen Töne, und wenn er bekannte Songs covert, dann sind sie meist besser als das Original. Sie und seine weltberühmten Hits wie "When The Night Comes", "N\'oubliez jamais", "Unchain My Heart" oder "You Can Leave Your Hat On" haben alle ihren Platz in diesem Konzert.

Der Stil und die Stimme von Joe Cocker haben sich verselbständigt, sind ein Markenzeichen des Künstlers geworden. Er variiert ständig, singt seine Lieder immer wieder neu, aber immer unverkennbar. Oft reicht ein heiseres Ächzen, ohne die Worte des Textes zu vollenden. Die begeisterten Zuhörer kennen sowieso jede Zeile, warten wie gebannt auf den markanten Schrei, um dann voller Begeisterung einzustimmen.

Joe Cocker hat sicher alles erreicht, was man in einem Musikerleben erreichen kann. Aber er ist immer der zurückhaltende, manchmal fast schüchtern wirkende "Underdock" geblieben, der Gefühle nicht verbirgt. Als Lady Diana 1997 in Paris tödlich verunglückte, war Joe Cocker mit dem ihr gewidmeten Titel "N\'oubliez jamais" kurze Zeit später in Magdeburg. Damals gab er ein Konzert ohne zu reden, ihr zu Ehren.

Diesmal, fast 15 Jahre später, präsentierte sich ein Superstar, der nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat und seinem Publikum bedauernd mitteilte, dass er die aktuellen Fußballergebnisse auch nicht kenne. So ist das eben mit der Kunst und dem Sport.