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Beim Jugendmusikfest Sachsen-Anhalt bewiesen Nachwuchs-Interpreten ihr Können Junge Virtuosität und enorme Spielfreude

Von Hans Walter 02.10.2012, 01:21

Klassik und Jazz - mit zwei Konzerten im Kloster Drübeck und im Theater Halberstadt begeisterten junge Interpreten am Sonntag beim 17. Jugendmusikfest Sachsen-Anhalt die Zuhörer.

Drübeck/Halberstadt l 22 Konzerte finden beim Jugendmusikfest statt, davon erfreuten den Harzkreis drei Veranstaltungen. Zum Auftakt musizierte bereits am 21. September das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode ein Solistenkonzert mit "Jugend musiziert"-Preisträgern im Kloster Michaelstein.

Der Ort war ungewohnt; traditionell war eigentlich die Klosterkirche St. Vitus in Drübeck die Heimstatt für das Solistenkonzert. Dafür erlebte das wunderschöne Gemäuer am 30. September mit "In capella" ein gut besuchtes Kammerkonzert mit Preisträgern des Landes- und Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert".

Der Liedinterpret Clemens Huth (Bariton), der Posaunist Julius Scheurich, der Bassposaunist Lasse Kirst, der Cellist Johann Kalvelage und der Geiger Alexander Lesch stellten sich vor, begleitet am Flügel von Josephine Rausch und Jonathan Pohl. Geboren sind sie alle zwischen 1994 und 1996. Die meisten streben eine Musikerkarriere an.

Huth und Pohl sind ein eingespieltes Wittenberger Team, spezialisiert auf das Kunstlied.

Sie gestalteten sowohl Beethovens "Der Floh", Gersters "Lumpenlied" oder Mozarts "Des kleinen Friedrich Geburtstag" als gewitzt-heitere Miniaturen. Die besondere Vorliebe beider scheint in der Ballade zu liegen. Carl Loewes "Die Uhr" war ein Paradebeispiel für die unaufgeregte Gestaltung der dem Stoff innewohnenden Dramatik.

Weich im Ansatz, ausdrucksstark bis zur abschließenden Kadenz spielte Julius Scheurich das Konzert für Posaune B-Dur von Nikolai Rimski-Korsakow. Virtuos, was der erst 16-jährige zweite Sieger im Bundeswettbewerb hier bot!

Den ersten Preis auf Bundesebene 2012 in der Kategorie Bassposaune errang Lasse Kirst. Sein charaktervoller, mit übermütiger Ausgelassenheit musizierter Pubikumsfänger war Alexander Lebedjews Konzert Nr. 1 für Bassposaune und Orchester.

Johann Kalvelage präsentierte sich mit Edvard Griegs Sonate a-Moll und mit den Variationen über ein slawisches Thema von Bohuslav Martinu. Beide Male begleitete die überaus sensible Pianistin Josephine Rausch, die ihre Ausbildung bei Prof. Ragna Schirmer erhält. Besonders der expressive Martinu zeigte männliche Entschlossenheit wie lyrische Verspieltheit und Süße.

Alexander Lesch bot wohl die reifste Leistung mit Bachs Violinkonzert a-Moll. Hier offenbarte sich ein großes Talent, das schon in den Vorjahren mit dem Kammerorchester in Drübeck musizierte. Lesch ist bereits jetzt Mitglied der Kammerakademie Halle.

Viele Bravorufe bei der Big-Band-Gala

Abends dann im Theater Halberstadt die Big-Band-Gala mit dem fantastischen Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt unter Leitung von Prof. Ansgar Striepens. Der Landesmusikrat hatte so gut wie keine Werbung für das Konzert gemacht, so dass den 27 Jazzern nur 40 Besucher im Großen Haus gegenübersaßen. Die aber gerieten ins Mitwippen bei der enormen Spielfreude mit Funk, Latin und Luther der am besten swingenden Jugendjazzband Deutschlands. So rühmt die Kritik die jungen Allstars.

Von ihnen trat fast jeder - ob in der doppelt und dreifach besetzten Rhythmusgruppe oder in der klassischen Big-Band-Besetzung mit sechs Saxofonen, fünf Trompeten, vier Posaunen und zwei Sängern - als Solist hervor.

Viele Bravorufe des Publikums und langer Applaus, auch für die zwei Lieder nach Texten von Martin Luther im Arrangement von Matthias Bätzel und Tim Jäkel zeigten ebenso wie die Zugabe, wie gut die Stimmung war. Striepens und Team sind eben tolle Leute, deren Spiellust ansteckend wirkt!