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Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Kämpfte Otto der Große mit diesem Schwert?

05.11.2012, 01:22

Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Schau in einer Serie vor. Heute: Das Essener Schwert.

Von Gabriele Köster

Magdeburg l Hat Otto der Große dieses Schwert im Kampf geführt? Es handelt sich um eine Gebrauchswaffe der Mitte des 10. Jahrhunderts, deren Gebrauchsspuren auf kriegerische Nutzung hinweisen. Doch bereits kurz vor dem Jahr 1000 wurde das Schwert so wertgeschätzt, dass es seine heutige Schmuckscheide aus Goldblech erhielt, die für den Kampf nicht tauglich war.

Man hat daher vermutet, dass es sich um das Schwert handelte, das Otto der Große 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen ungarische Reiterheere führte und aufgrund seiner historischen Bedeutung bereits kurze Zeit später in den Kirchenschatz des heutigen Essener Domes und damaligen Damenstifts gelangte, das neben Gandersheim und Quedlinburg zu den großen ottonischen Damenstiften gehörte. Ihm stand in dieser Zeit die Enkelin Ottos des Großen Mathilde (geb. um 930, gest. 957) als Äbtissin vor.

In der Tat ist davon auszugehen, dass Otto der Große mit diesem oder einem vergleichbaren Schwert unmittelbar an der Schlacht teilgenommen hat, die sein Reich endgültig von den bis dahin immer wieder durchgeführten Beutezügen der heidnischen Reiterheere befreite und Otto dem Großen über sein Reich hinaus den Ruf eines Verteidigers der Christenheit eintrug. Widukind von Corvey schreibt in seiner Sachsengeschichte, dass der König einen Schild und die Heilige Lanze ergriff und als erster sein Pferd gegen die Feinde richtete. Der Geschichtsschreiber berichtet auch, dass das Heer Otto den Großen, der erst 962 zum Kaiser gekrönt wurde, nach diesem Sieg als Vater des Vaterlandes und bereits auch als Kaiser ausgerufen habe. Doch vermutlich orientierte sich der gelehrte Mönch in dieser Darstellung an literarischen Vorlagen der Antike und übernahm aus diesen das Motiv der Kaiserakklamation durch das Heer.

Otto der Große führte seinen Sieg auf göttlichen Beistand zurück. Da der Sieg am Festtag des Hl. Laurentius errungen wurde, gelobte er den Bau einer Kirche zu Ehren dieses Heiligen und die Errichtung eines Bistums in Merseburg. Auch die Pläne, Magdeburg zum Sitz eines Erzbischofs zu erheben, lassen sich in die Zeit der Lechfeldschlacht zurückverfolgen.