Kein Ende im Streit um Gurlitt-Erbe
Die Cousine von Cornelius Gurlitt kämpft vor Gericht um seine umstrittene millionenschwere Kunstsammlung. Eine Entscheidung rückt in immer weitere Ferne, denn das Oberlandesgericht München will jetzt ins Detail gehen - zum Leidwesen des Kunstmuseums Bern.
München/Bonn/Bern (dpa) - Das Zerren um das Erbe des umstrittenen Sammlers Cornelius Gurlitt nimmt kein Ende. Nachdem bekannt geworden war, dass der Rechtsstreit um das Testament noch länger dauert, müssen das Kunstmuseum Bern und die Bundeskunsthalle in Bonn geplante Ausstellungen von Werken aus Gurlitts Nachlass verschieben.
Für die Umsetzung der Projekte nehme man nun Kurs auf 2017, teilten die Museen am Mittwoch mit.
Zur Begründung verwiesen die Museen auf eine am Vortag erlassene Verfügung des Oberlandesgerichtes München (OLG). Das Gericht will dem Geisteszustand des 2014 gestorbenen Kunstsammlers vor seinem Tod genauer auf den Grund gehen und hat darum einen Termin für die Beweisaufnahme angesetzt - für Ende September. Wie das Gericht am Dienstagabend mitteilte, sollen Zeugen gehört werden, die Gurlitt in seinen letzten Wochen und Monaten erlebt haben.
Gurlitt hatte seine millionenschwere Sammlung, deren Fund die Kunstwelt 2013 in Atem hielt, dem Kunstmuseum Bern vermacht. Seine Cousine Uta Werner hält dieses Testament allerdings für ungültig und will beweisen, dass Gurlitt beim Verfassen seines letzten Willens nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Sie erhebt selbst Anspruch auf das Erbe.
Ein vom Gericht bestellter Gutachter hatte Gurlitt bereits Zurechnungsfähigkeit bescheinigt. Bei dem Gerichtstermin im September, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, soll er seine Schlüsse begründen. Werner hatte drei Gegengutachten in Auftrag gegeben, die dem Gutachten des Gerichtsexperten widersprechen. Der Rechtsstreit läuft seit November 2014.
2013 wurde bekannt, dass bereits 2012 rund 1280 Kunstwerke in Gurlitts Münchner Wohnung von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden waren. Zwei Jahre später tauchten weitere 238 Gemälde in seinem verwahrlosten Haus in Salzburg auf. Bei Hunderten davon bestand Verdacht auf Nazi-Raubkunst. Eine Taskforce, die die Herkunft der Bilder klären sollte, stellte ihre Arbeit zum Jahresende 2015 ein. Gurlitt war am 6. Mai 2014 in seiner Schwabinger Wohnung gestorben - ohne seine Bilder noch einmal gesehen zu haben.
Die beiden Museen in Bonn und Bern hatten Anfang April erklärt, Werke aus der Gurlitt-Sammlung für den kommenden Winter in zeitgleichen Ausstellungen in Bonn und in Bern zeigen zu wollen. Beide Häuser verfolgen die Planungen weiter und arbeiten daran kontinuierlich, heißt es in der jetzt veröffentlichten Mitteilung.