Köln soll Kokoschka-Bild zurückgeben
Köln/Magdeburg (dpa) l Alfred Flechtheim war der schillerndste Galerist der Weimarer Republik. Seine Sammlung mit Werken berühmter Maler von Picasso bis Beckmann musste der jüdische Kunsthändler bei seiner Flucht aus Hitler-Deutschland 1933 zurücklassen. Verarmt starb er 1937 im Londoner Exil.
Der Fall Flechtheim gehört zu den kompliziertesten Fällen der Restitution von Nazi-Raubkunst. 76 Jahre nach dem Tod des Galeristen haben dessen Erben nun einen spektakulären Erfolg erzielt. Die zur Schlichtung umstrittener Fälle gebildete beratende Kommission in Magdeburg empfahl die Rückgabe des millionenschweren Gemäldes "Portrait Tilla Durieux" (1910) von Oskar Kokoschka. Das Bild hängt im Kölner Museum Ludwig. Jahrelang stritten die Flechtheim-Erben und die Stadt, bis sie die Kommission einschalteten. Der nicht bindenden Empfehlung will die Stadt folgen.
Signalwirkung für andere Fälle
Der Spruch der Kommission dürfte andere große Museen aufhorchen lassen. Der Großneffe Flechtheims Michael Hulton fordert das Bild "Federpflanze" von Paul Klee und ein Stillleben von Juan Gris von der Kunstsammlung NRW zurück. Auch das dort ausgestellte Bild "Die Nacht" von Max Beckmann ist im Visier der Erben.
Im Fall des auf bis zu drei Millionen Euro geschätzten Kokoschka-Bildes war klar, dass es Flechtheims Privatbesitz war. Köln hatte die Restitution des Bildes bislang mit dem Argument abgelehnt, das Werk sei 1934 zur Schuldentilgung Flechtheims verkauft worden. Er sei schon in der Spätphase der Weimarer Republik in Finanznöten gewesen. Die Kommission kommt zu einem anderen Schluss. Mangels gegenteiliger Belege sei davon auszugehen, dass Flechtheim "aufgrund seiner Verfolgungssituation" gezwungen gewesen sei, das Bild aufzugeben.